Das Internet of Things (IoT) gilt als Hoffnungsträger für alle Technologiebranchen, die klassische IT wächst immer mehr mit traditionellen Branchen von der Fertigung bis zu Services zusammen. Welche Unternehmen in der Praxis heute schon profitieren, welche Risiken den Zauderern drohen und welche neuen Geschäftsmodelle sich eröffnen, diskutierte der Presse-Roundtable „IT-meets-Press“. Das cloudmagazin.com fasst die Eckpunkte für Sie zusammen.
„Business-Case: Internet der Dinge – wie Unternehmen sich für das digitale Geschäft aufstellen“ war das Thema für den Round-Table „IT-meets-Press“ am 24. September in München. An der Podiumsdiskussion nahmen Vertreter von Accenture, PTC, Q_PERIOR, Sopra Steria Consulting, der VOICE e.V. Anwendervereinigung sowie zwei Analysten von Forrester Research und PAC teil. Konkrete Anwendungsbeispiele aus der IoT-Praxis steuerten Vertreter von Carl Zeiss und Munich RE bei.
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Es ging hier vor allem darum, aktuelle Trendthemen aus der Technologie- und Geschäftswelt, im Rahmen einer hochkarätig besetzen Expertenrunde, zu erörtern und darüber einen interaktiven Meinungsaustausch anzustoßen. Das Internet der Dinge und die Industrie 4.0 stehen begrifflich eng zusammen und markieren aktuell zwei Kernbereiche: Smart Factory steht für mit Sensortechnik aufgerüstete und prozessoptimierte Industrieproduktion, die hierzulande bereits weit entwickelt ist. Das Pendent dazu sind Smart Services, wie es sie in der IT schon lange gibt, mit serviceorientierten Architekturen oder Pay-per-use-Modellen.
Eine erste Kontroverse löste die Feststellung aus, dass die IT-Organisationen in den Unternehmen ihre einstige Rolle als Technologietreiber vielerorts abgegeben hätten und nicht mehr im „Drivers seat“ säßen. Die Meinung, dass CIOs sich auf das Aufrechterhalten des laufenden Betriebs, vom Rechenzentrum bis zu den Arbeitsplätzen, konzentrieren und dabei Innovationsthemen vernachlässigen, sorgt natürlich für viel Gesprächsstoff. Das generelle Hinterfragen des eigenen Geschäftsmodells kann von Zeit zu Zeit durchaus hilfreich sein, jedoch kann die Innovationsproblematik unterschiedlich von verschiedenen Branchen aufgenommen werden. Die IT sitzt zwar nicht mehr alleine auf dem Fahrersitz, gibt aber weiterhin maßgeblich den Takt in Sachen Innovationen vor und zwar in fast allen Branchen.
Produkte kommunizieren mit dem Hersteller
Die Vernetzung von Komponenten und Produkten wie Kugellager, Waschmaschinen oder Schwerlastkränen ermöglichen neuartige Geschäftsmodelle, die sich auf zwei Kernbereiche zusammenfassen lassen: Verbesserung von Serviceleistungen durch Informationsübermittlung sowie die Optimierung von Produkten anhand von Daten aus dem laufenden Einsatz. Weiterhin omnipresentes Thema bleibt dabei auch der Datenschutz. Kunden wünschen sich heute immer individuellere, auf ihre Wünsche zugeschnittene Produkte und Dienstleistungen, aber sie sind nach wie vor nicht bereit, dafür die Privatsphäre aufzugeben.
Produkte connecten sich nicht nur mit dem Hersteller, sondern dienen auch dem Verbraucher. Ein weiteres viel diskutiertes Thema ist daher auch die Nachhaltigkeit, namentlich das Modell eines digitalen Ökosystem, in dem Unternehmen über unterschiedlichste Branchen hinweg kooperieren. Ökosystem-Partner sind hier unter anderem Telekommunikationsunternehmen für den Datentransport, Banken für Abrechnungsmodelle und schließlich Versicherer. Der Kunde profitiert am Ende dieser Kette, da Daten über das Verhalten und den Verbrauch mit einem Produkt gemonitort und gesammelt werden können.
Google weiß, was Versicherer und Banken nicht wissen
In der Banken- und Versicherungsbranche ist Digitalisierung nicht wirklich neu. Doch die Diskussionsrunde war sich einig, dass Internet-Player wie Google, Paypal oder die jungen Vergleichsportale eine große Gefahr für deren angestammtes Geschäft darstellen. Versicherer kennen ihre Kunden nicht, Google hingegen weiß alles über sie. So könnte der Suchgigant schon bald die User direkt adressieren, das Kerngeschäft der Versicherer und Banken wäre massiv bedroht. Doch nicht nur in Richtung Skepsis und über Gefahren der aktuellen Situation wurde am Roundtable diskutiert, auch mögliche Investitionen wurden erörtert, die sich hieraus ergeben und neue Geschäftsmodelle bedeuten.
Die eher konservative Finanz- und Versicherungsbranche müssen sich auf zukünftige Szenarien besser einstellen und agiler werden, Aktionen müssen folgen, und zwar selbständig und nicht in Folge eines problematischen Ereignisses.
Durch die Unternehmen muss ein Ruck gehen
Wie müssen sich Unternehmenskulturen ändern, um für das Internet der Dinge gerüstet zu sein? Grundlegende Ansätze der Experten, dass Organisationen evolutionär auf komplexe Zukunftsaufgaben vorzubereiten, schwierig sei, deuten ebenfalls darauf hin, Selbstinitiative des Unternehmens zu zeigen. Durch die Unternehmen muss ein Ruck gehen – viele Unternehmen müssen sich grundlegend hinterfragen und dabei auch ganz oben die Entscheidungsprozesse verändern. Statt langwieriger Aufsichtsratsentscheidungen müssten neue Arbeitsformen und höhere Geschwindigkeiten Einzug halten.
Fazit
Die Teilnehmer des Presse-Roundtables waren sich einig, dass das Internet der Dinge und Industrie 4.0 zunehmend die Geschäftswelt beeinflussen wird. Dabei findet man einerseits Vertreter traditioneller Branchen, die sich mittels Vernetzung und Datenanalyse neu erfunden haben. Gleichzeitig zeichnen sich für manche Sparten bedrohliche Szenarien ab, wenn zu zögerlich agiert oder die Themen verdrängt werden. Vieles spricht für einen fundamentalen und teilweise schmerzhaften Wandel.
Das kann, wie es ein Teilnehmer formulierte, in eine dramatische Marktbereinigung münden. Oder, aus etwas stoischerem Blickwinkel eines anderen Teilnehmers, heißen: Die immer größere Menge an Informationen, die auch außerhalb der Unternehmen zur Verfügung steht, führt immer schneller zu neuen Ordnungen, und nichts wird mehr von langem Bestand sein.
Dieser Artikel stammt von der cloudmagazin.com-Redaktion, bestehend aus einem Team an vernetzten Journalisten und Experten aus dem ITK-Business-Umfeld. Die relevanten Inhalte zu diesem Beitrag lieferte Christoph Witte, Wittcomm und Wolfgang Miedl, Redaktionsbüro Miedl.
Quelle des Titelbilds: Pixabay.