14 September 2017

Nach Amazon und Microsoft bietet nun auch Google seine Cloud-Dienste aus Deutschland an. Wir fassen die Google Cloud-Lösung zusammen und werfen einen Blick auf das Data Custodian Modell, das in Zusammenarbeit mit SAP geschaffen wurde.

Seit dem 12. September bietet Google einen eigenen Cloud-Standort in Deutschland an. Das neue Rechenzentrum europe-west3 steht in Frankfurt am Main und erweitert somit die europäische Region, die bisher ihre Standorte in London und Belgien hatte. Unternehmen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und in osteuropäischen Ländern wird damit eine deutlich bessere Netzanbindung ermöglicht. Die Latenz, mit der Anwendungen laufen, konnte um bis zu 50 Prozent verringert werden und liegt beispielsweise in München bei etwa 15 Sekunden.

Urs Hölzle, Mitarbeiter Nummer 8 bei Google (Bild: Cloudmagazin)

Urs Hölzle, Mitarbeiter Nummer 8 bei Google (Bild: Cloudmagazin)

Urs Hölzle, Senior Vice President for Technical Infrastructure und Mitarbeiter Nummer 8 bei Google, betonte auf der Launch Veranstaltung in München, wie wichtig die Nähe zu den deutschen Kunden ist. Die verringerte Latenz helfe vor allem bei Echtzeit-Anwendungen wie Video-Distribution, Gaming oder Internet of Things. Die deutsche Region ist in drei Zonen unterteilt und bietet Leistungen im Bereich Computing, Big Data, Storage und Networking.

Das Angebot der Google Cloud Platform Region Frankfurt (Bild: Google)

Das Angebot der Google Cloud Platform Region Frankfurt (Bild: Google)

Sicherheit als wichtiges Thema

Die Google Cloud soll aber auch bei der Sicherheit überzeugen, die eines der wichtigsten Themen für den deutschen Markt ist. Anstatt einer Silo-Lösung, wie sie bei der Microsoft Cloud Deutschland gewählt wurde, möchte Google seinen Partnern eine internationale Cloud bieten. Es kann zwar weiterhin nur eine einzige Region – beispielsweise Deutschland – gewählt werden, allerdings sollen Kunden die Möglichkeiten haben, ihre Apps und Dienste mit wenigen Klicks auch in anderen Regionen ausrollen zu können.

Die Zugangssicherheit wird bei der Google Cloud groß geschrieben. Laut Hölzle gehört die Access Transparency, die jeden Anmeldeversuch aufzeichnet, genauso dazu wie der eigens entwickelte Hardware-Chip Titan. Dieser prüft die Server-Hardware sowie die angeschlossene Peripherie auf Authentizität und ermöglicht nur legitime Zugriffe auf Hardware-Ebene.

Der Google Titan Chip stellt die Legitimität der Hardware sicher (Bild: Cloudmagazin)

Der Google Titan Chip stellt die Legitimität der Hardware sicher (Bild: Cloudmagazin)

Data Custodian Modell mit SAP

Wem das nicht reicht, kann nächstes Jahr auf ein Data Custodian Modell von SAP zurückzugreifen, das in enger Partnerschaft zwischen den zwei Unternehmen entwickelt wird. Der deutsche Softwarekonzern übernimmt dann das Sicherheitsmanagement für Unternehmen, die besonders hohe Anforderungen an die Handhabung sensibler Daten haben. Das Modell gibt Unternehmen die Möglichkeit, den Umfang der Sicherheitskontrollen zu definieren, die sie für ihre Daten auf der Google Cloud benötigen. Beispielsweise können Kunden festlegen, welche Daten in welcher Region von welchen Standorten oder Mitarbeitern aufgerufen werden dürfen. Als Data Custodian, und somit als dritte, unabhängige Partei, kann SAP Datenzugriffe überwachen und Anomalien in Echtzeit feststellen.

Ilse Aigner und Urs Hölzle beim Google Cloud Deutschland Launch in München (Bild: Cloudmagazin)

Ilse Aigner und Urs Hölzle beim Google Cloud Deutschland Launch in München (Bild: Cloudmagazin)

Google Cloud aus Deutschland: Erste Partner sind überzeugt

Einige wenige Partner konnten bereits frühzeitig die neue Google-Cloud-Platform-Region ausprobieren. Leonhard Kerscher, Manager Digital Customer Application bei Kärcher, sieht vor allem die globale Ausrichtung der Plattform als Vorteil für Kärcher. Gleichzeitig bieten sich für die Zukunft Möglichkeiten im Bereich der Datenanalyse und im maschinellen Lernen. Dr. Robert Zores, CTO bei REWE Digital, ist ebenfalls überzeugt: „REWE Digital profitiert sehr von der erstklassigen Infrastruktur der Google Cloud, den dazugehörigen leistungsfähigen Produkten wie der Google Container Engine und von Googles Bekenntnis zu Open-Source-Technologien.“

Der neue Google-Cloud-Standort Deutschland wurde auch von der stellvertretenden Ministerpräsidentin Ilse Aigner herzlich willkommen geheißen. Cloud-Lösungen seien für die Zukunft unverzichtbar und würden den Standort Deutschland stärken, hieß es auf der Pressekonferenz in München. Michael Korbacher, Director Cloud bei Google DACH, freut sich auf die nächsten Schritte: „Cloud ist eine Grundlage der Digitalisierung“, sagte Korbacher auf der Pressekonferenz. Als viertgrößte Wirtschaft sei Deutschland einer der größten und somit wichtigsten Cloud-Märkte.

Quelle Titelbild: Christian Rudnik/Google Inc.