5 November 2018

Die Automobilindustrie hat viele Herausforderungen. Nicht nur hat sich die Käufergruppe mittlerweile stark geändert, auch die Anforderungen an Verbrennungsmotoren und Produktion sind gestiegen. Wie deutsche Hersteller darauf reagieren, erfahren Sie hier.

Einer Studie des ITK-Branchenverbandes Bitkom zufolge ist die Skepsis der Automobilbranche gegenüber der Digitalisierung gewachsen. Jeder Zehnte sieht die Digitalisierung als ein Risiko für das eigene Unternehmen. Die überwiegende Mehrheit von 88 Prozent sieht immerhin eher die Chancen. „Gerade für die Automobilnation Nummer eins ist Digitalisierung nicht Kür, sondern Pflicht“, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg.

Auch das Beratungshaus Accenture sieht großen Nachholbedarf in der Automobilindustrie, weil die Hersteller zu wenig in digitale Technologien investieren. Vor allem Künstliche Intelligenz wird künftig eine Schlüsseltechnologie werden – etwa bei Assistenzsystemen oder beim Thema Unterhaltung.

Hoffnungsvolle Ansätze

Es gibt durchaus Anzeichen für eine Besserung. Harald Krüger, Vorstandsvorsitzender der BMW AG, erklärt etwa, dass sein Unternehmen nicht nur in Elektroautos, sondern auch in Zukunftstechnologien wie das autonome oder vernetzte Fahren investiere. Intern arbeitet BMW an einer grundlegenden Neuorganisation: Interne Start-ups sollen für mehr Agilität und Flexibilität sorgen und damit die Innovation vorantreiben.

Auch andere Hersteller folgen ähnlichen Ansätzen. Die stark auf Wettbewerb ausgerichtete deutsche Automobilindustrie hat erkannt, dass sie gegen die neuen Wettbewerber wie Tesla und Google nicht mehr mit der bisherigen Maxime „Der Starke ist am mächtigsten allein“ weiterkommt. Stattdessen ist Kooperation in einem Ökosystem angesagt, um den Anforderungen der Digitalisierung zu genügen.

Sascha Pallenberg, Head of Digital Transformation bei der Daimler AG. (Bild: Sascha Pallenberg)

Sascha Pallenberg, Head of Digital Transformation bei der Daimler AG. (Bild: Sascha Pallenberg)

Gerade bei Daimler sieht man sich als Treiber der digitalen Transformation: „Ich denke, es gibt keinen anderen OEM der Digitalisierung so früh verstanden hat wie wir. Der Care Sharing-Service ca2go ging beispielsweise schon 2007 an den Start. Und dann denken Sie noch an Services wie myTaxi, moovel, Hailo, Blacklane. Oder an lokale Services wie SSBFLEX oder Berlkoenig und Investments in Careem oder Volocopter. Aber zurück zu Automotive. Hier zeigt wohl MBUX am besten, wo es hingehen wird. Das System hat das gesamte Cockpit unserer Fahrzeuge digitalisiert und sinnvoll für den Fahrer verknüpft. Kein anderer Hersteller hat aktuell ein vergleichbares System und darauf sind wir stolz. Es zeigt aber auch: Die Digitalisierung in der Automobilbranche ist längst im Gange und das seit über 10 Jahren. Solche Fortschritte, wie wir sie jetzt haben, sind in anderen Bereichen der Weiterentwicklung häufig deutlich behäbiger„, sagt Sascha Pallenberg, Head of Digital Transformation bei der Daimler AG.

(Quelle: Dan Trent via Twitter)

BMW, Daimler, Ford und Volkswagen haben gemeinsam auch ein Joint-Venture namens Ionity gegründet, um ein Netzwerk aus Ladestationen aufzubauen, die die Batterien von Elektroautos deutlich schneller aufladen können als die bisherigen Systeme. In diesem Jahr werden bereits 100 solcher Schnellladestationen aufgebaut. Google Maps ist mittlerweile in der Lage, die Standorte dieser Ladestationen anzuzeigen. Schnelles Laden ist auch bei Porsche angesagt. Der Porsche Taycan soll 2019 binnen 15 Minuten 80 Prozent der Batterie aufladen, also soll der Ladevorgang nicht länger dauern als ein normaler Tankstellenstopp mit einer Tasse Kaffee. Der Elektro-Porsche Taycan wird mit 600 PS das neue Spitzenmodell und soll in 3,5 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen. Der Einstiegspreis wird laut Auto Bild bei etwa 75.000 Euro liegen.

 
(Quelle: Microsoft KMU via Twitter)

Eine weitere wichtige Technologie für die Automobilindustrie ist Blockchain: Volkswagen, BMW und Bosch haben gemeinsam mit der Berliner Stiftung IOTA den „Blockchained Mobility Hackathon“ in München veranstaltet. Sie wollen eine gemeinschaftliche und offene Infrastruktur schaffen, um Carsharing, Bikesharing, Bus, Tram, Bahn, Taxi, eigenes Auto und zukünftig autonome Fahrzeuge oder vielleicht sogar Flugtaxis unter einen Hut zu bringen.

IT-Personal im Fokus

Ansätze zur Modernisierung der Automobilindustrie gibt es – die genannten Beispiele unterstreichen das. Dennoch geht es am deutschen Markt noch immer eher schleppend voran. „Leuchttürme“ wie Audi, BMW und Mercedes Benz investieren bereits viel Zeit und Personal mit Digital-Know-how. Und das ist vielleicht auch ein entscheidender Punkt: Hersteller tun gut daran, nicht nur in Technologie zu investieren, sondern auch in entsprechendes Personal. IT-Fachkräfte sind hier, wie in vielen anderen Branchen, unerlässlich bei der Weiterentwicklung von Lösungen aber auch bei der Weiterentwicklung einer klaren Strategie für alle beteiligen Abteilungen wie Marketing, Vertrieb und Produktion.

 


Dieser Beitrag basiert in Teilen auf einem Blogbeitrag von proservia.de
Quelle Titelbild: 4X-image / iStock.com