2 Januar 2019

Die Digitalisierung von Unternehmen ist nicht nur eine Frage der Technologie. Mindestens ebenso wichtig sind eine durchdachte Strategie und Menschen, die diese umsetzen. Wie können solche Innovatoren identifiziert und gefördert werden? Wie profitieren Unternehmen davon? Diesen Fragen geht Karsten Flott, SE Manager CER bei AppDynamics, nach.

Der technische Fortschritt verändert die Welt in immer schnellerem Tempo und wo die einzelnen Entwicklungen hinführten werden, ist heute noch gar nicht abzusehen. Dennoch müssen Unternehmen, die in digitalen Märkten erfolgreich sein wollen, jetzt in neue Angebote für ihre Kunden investieren. Für Kunden war die Nutzung von Technologie noch nie so einfach, schnell und bequem wie heute. Das bedeutet gleichzeitig, dass die Bereitstellung dieser Technologien für Unternehmen immer komplexer wird. Die Aufgaben der Unternehmens-IT werden somit immer zentraler für den Geschäftserfolg des Gesamtunternehmens. Durch die gestiegene Komplexität fehlt aber oft das Verständnis, wie sich technische Veränderungen auf Business-Ebene auswirken.

Allerdings sind nur 22 Prozent der IT-Profis weltweit optimistisch, dass ihr Unternehmen gut auf das immer schnellere Tempo der Digitalisierung vorbereitet ist. In Deutschland sind es sogar nur 19 Prozent. Das ergibt eine im Auftrag von AppDynamics weltweit durchgeführte Studie. Um an diesem Zustand etwas zu ändern, brauchen Unternehmen innovationsfreudige IT-Experten in ihren Reihen.

Agents of Transformation

Solche besonders motivierten Mitarbeiter bezeichnet die Studie als Agents of Transformation. Diese zeichnen sich durch berufliche Fähigkeiten und persönliche Eigenschaften aus, die notwendig sind, um Innovationen in Unternehmen voranzutreiben. Außerdem haben sie die Notwendigkeit erkannt, sich auch selbst stetig weiterzuentwickeln. Sie interessieren sich für die Evolution moderner Technologien und machen sich Gedanken, wie sich diese für das eigene Unternehmen am besten einsetzen lassen. Dabei behalten sie die Bedürfnisse von Kunden und Mitarbeitern gleichermaßen im Blick.

Um Transformationsprojekte anzustoßen, ist es aber auch notwendig, gewisse Risiken einzugehen und die Komfortzone der bisherigen Erfahrungen zu verlassen. Vielleicht liegt darin der Grund, dass in der AppDynamics-Studie nur neun Prozent der weltweit befragten IT-Führungskräfte sich selbst als Agent of Transformation sehen. Um auch noch in zehn Jahren wettbewerbsfähig zu sein, müssten es jedoch laut der Studie mindestens 45 Prozent sein.

Nicolas Matelot ist DevOps Manager - Groupe La Poste

Nicolas Matelot ist DevOps Manager – Groupe La Poste

Hindernisse für die gelungene Transformation

Mit 86 Prozent glaubt die große Mehrheit der IT-Profis weltweit, dass ihr Unternehmen, was Fähigkeiten und Wissen angeht hinter den innovativsten im eigenen Land zurückbleibt. 45 Prozent sehen ihre Firma sogar mehr als fünf Jahre im Rückstand. Neben diesen harten Faktoren gibt es offenbar auch noch kulturelle Barrieren. So sagen 55 Prozent der Befragten, dass ihr Unternehmen Technologieexperten nicht genügend fördert und ermutigt, sich kreativ mit Technologie zu beschäftigen. So kommt es auch, dass nur ein gutes Viertel der IT-Manager und –Leiter der Meinung ist, dass sie aktuell schon ihr volles Potential am Arbeitsplatz ausschöpfen.

Das ist ein beunruhigendes Ergebnis und es lohnt sich, die Ursachen dafür genauer unter die Lupe zu nehmen. Das größte Problem scheint zu sein, dass die Befragten zu viel Zeit damit verbringen, die bestehenden Systeme ihres Unternehmens am Laufen zu halten. Das geben immerhin 60 Prozent an. Außerdem sagen 58 Prozent, dass ihre Arbeit so reaktiv ist, dass ihre Faszination für Technologie darüber verloren geht. Das ist natürlich fatal. Ohne echte Faszination wird es kaum gelingen, neue Innovationen voranzutreiben.

Aber auch aktuelle Technologie ist entscheidend. Unternehmen werden nicht umhinkommen, in neue Tools zu investieren. 85 Prozent der Studienteilnehmer haben nicht den Zugriff, auf Software, den sie benötigen würden, um Daten in kontextrelevante Informationen zu transformieren. Das heißt, es fehlt genau die Technologie, die so wichtig wäre um die Zusammenhänge zwischen technischen Metriken und Business KPIs offenzulegen. 49 Prozent sagen außerdem, dass ihnen Daten fehlen, die ihr Unternehmen benötigen würde, um bestimmte Innovationsziele zu erreichen.

Große ungenutzte Potentiale in der Belegschaft

Die Gründe dafür, dass wir heute erst neun Prozent der Technologen als Agents of Transformation bezeichnen können, sind in technisch-kulturellen Dimensionen zu suchen – weniger bei den Mitarbeitern selbst. So zeigt die vorliegende Untersuchung deutlich, dass die Mehrheit (71 Prozent) der Technologen sich sehr dafür interessieren, wie Technologie die Welt, in der wir leben, verändert und formt. Etwa drei Viertel sind der Meinung, dass sie selbst von diesen Entwicklungen profitieren –dadurch, dass Technologie ihnen hilft, die eigenen Fähigkeiten auszubauen.

Multidimensionale Innovationsstrategie

Nur weil sich jemand im Fachgeschäft die neueste Wintersportausrüstung besorgt, macht ihn das noch nicht zum guten Skifahrer. Auf der anderen Seite wird ein guter Fahrer mit veralteter Ausrüstung nie sein Leistungsspektrum voll ausschöpfen können. Diesen Zusammenhang zwischen Technologie, menschlichen Fähigkeiten und kombinierter Performance sehen wir auch in der IT. Eine ganzheitliche, nachhaltige Transformationsstrategie sollte daher auf den drei Pfeilern Mensch, Technologie sowie Prozesse und Methoden beruhen. Diese dürfen dabei aber nicht losgelöst voneinander betrachtet werden, denn sie stehen in ständiger Wechselwirkung und bedingen sich gegenseitig.

Was den Faktor Mensch angeht sollten Unternehmen (potentielle) Agents of Transformation unter ihren Mitarbeitern identifizieren. Diese gilt es dann gezielt zu fördern und auch mit nötigen Freiräumen auszustatten, die für experimentelle Projekte notwendig sind. Eventuell müssen alte Hierarchien überdacht und verkrustete Strukturen aufgebrochen werden, um Platz für neue Organisationsformen zu schaffen.

Mit den Entwicklungen beim Personal muss aber auch die technologische Ausstattung mithalten, schließlich nützt es nichts, wenn Mitarbeiter durch störanfällige IT demotiviert und frustriert werden, oder einfach nicht die richtigen Tools zur Verfügung haben, um neue Ansätze in der Praxis umzusetzen.

Erst wenn sowohl die technische Ausstattung als auch die Fähigkeit und das Mindset der Mitarbeiter zusammenpassen, lassen sich moderne Methoden und Prozesse wie DevOps oder agiles Arbeiten implementieren. Es ist ein Irrglaube, man könnte hierfür einfach eine Lösung kaufen oder ein paar neue Leute einstellen. Technologie nimmt hier eine unterstützende Rolle ein, aber der Impuls für den Kulturwandel im Unternehmen muss letztlich von den Mitarbeitern getragen werden. Die Vorkämpfer dafür sind die Agents of Transformation, die neue Ansätze vorantreiben und im Zweifelsfall gegen Widerstände verteidigen.

Fazit

Am Willen der Angestellten scheint es in den meisten Fällen nicht zu liegen, wenn die digitale Transformation noch nicht richtig in die Gänge kommt. Stattdessen fehlen oft technologische Voraussetzungen oder überkommene Strukturen sorgen für innovationsfeindliche Umgebungen. Unternehmen sollten also auf der technologischen und der kulturellen Seite gleichzeitig ansetzen, wenn sie einen echten Wandel erreichen wollen.

Bildquelle: AppDynamics

Bildquelle: AppDynamics

Dieser Artikel basiert auf einem Fachbeitrag von Karsten Flott, SE Manager CER bei AppDynamics