22 April 2024

Wie Unternehmen von einem effizienten Infrastrukturmanagement profitieren und dabei das Maximum aus ihrer IT-Architektur herausholen

Unternehmen sehen sich durch die derzeitige wirtschaftliche und geopolitische Lage mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Aufgrund der zunehmenden Verunsicherung sind massive Einsparungen an der Tagesordnung, sodass Investitionsentscheidungen verschoben und betriebliche Ausgaben deutlich reduziert werden. Dennoch verlangen Kunden und Märkte in immer kürzerer Zeit zunehmend innovative und leistungsfähige Produkte und Services. Unternehmen müssen daher reagieren und sind gefordert, ihre Prozesse zu optimieren, die Effizienz zu steigern sowie Kosten nachhaltig zu senken.

Dies betrifft auch die IT-Abteilungen, die nicht nur mit gekürzten Budgets, sondern auch mit einem Fachkräftemangel auf Rekordhoch zu kämpfen haben. Hinzu kommt die wachsende Komplexität moderner, durchgängig vernetzter IT-Infrastrukturen, die aufgrund rasant fortschreitender technologischer Innovationen einem dynamischen Wandel unterliegen. Dabei setzen sich heutige IT-Architekturen aus einer Vielzahl von physischen und virtuellen Komponenten zusammen. Häufig liegt eine unübersichtliche, hybride Mixtur aus teilweise veralteten On-Premises-Systemen und modernen Cloud-Computing-Umgebungen vor, die zudem unterschiedliche Technologien und Standards verwenden. Erforderlich ist hier eine durchgängige Interoperabilität und Kommunikation aller Systeme sowie ein reibungsloser Datenaustausch.

Anforderungen an das Infrastrukturmanagement steigen

Darüber hinaus schrauben immer schärfere Compliance-Richtlinien hinsichtlich Sicherheit und Datenschutz die Anforderungen an das Infrastrukturmanagement in die Höhe. So sind zunehmend Mikrosegmentierungen der Netzwerke im Rahmen von Zero-Trust-Architekturen, undurchlässige Firewalls, moderne Verschlüsselungstechnologien sowie Konzepte für das Berechtigungs- und Zugangsmanagement gefragt. Auch steigen die Anforderungen an die Hochverfügbarkeit der Systeme rapide, sodass ausgefeilte Failover-Mechanismen, Monitoring-Lösungen und redundante Infrastrukturen flächendeckend erforderlich sind. Um diese Dynamik und die fortschreitende Komplexität in den Griff zu bekommen, müssen IT-Infrastrukturen kontinuierlich an die veränderten Rahmenbedingungen angepasst werden, was ein Höchstmaß an Skalierbarkeit und Flexibilität der Systeme voraussetzt.

Diese Entwicklungen stellen Unternehmen nicht nur vor Herausforderungen, sondern bieten auch die Chance, sich durch eine strategisch optimierte IT-Governance vom Wettbewerb abzuheben und die Marktposition entscheidend zu verbessern. Hier sind insbesondere die IT-Verantwortlichen in der Pflicht: Sie müssen Konzepte und Maßnahmen entwerfen, mit denen sich das Management der Infrastrukturen effizienter, transparenter und agiler gestalten lässt. Wichtig in diesem Kontext ist es, die begleitende Dokumentation der Infrastruktur, ohne großen manuellen Aufwand jederzeit aktuell zu halten und die Prozesse in hohem Grad zu automatisieren.

Infrastrukturkomponenten sauber dokumentieren

Um diese Ziele zu erreichen sowie ein Plus an Agilität und Effizienz zu gewährleisten, spielt eine saubere und schlüssige Dokumentation sämtlicher Infrastrukturkomponenten eine zentrale Rolle. Auch wenn ein solches Vorgehen zunächst eine gewisse Investition erfordert, überwiegen im Ergebnis dennoch zahlreiche Vorteile: So lassen sich damit beispielsweise relevante Daten transparent visualisieren und Prozesse effektiver gestalten. Bei einem Störfall etwa werden dank einer gut dokumentierten Infrastruktur schnellere und höhere Lösungsquoten erzielt. Denn Verantwortliche können aus einer umfassenden Dokumentation gezielt die Zusammenhänge ersehen und herausfinden, welche Komponenten und Kunden in welcher Weise und wo betroffen sind.

Zudem lassen sich mithilfe einer IT-Dokumentation Investitionen präziser planen: So liefern die Aufzeichnungen einen transparenten Überblick über vorhandene Kapazitäten und ihre Kosten, berücksichtigen den Lebenszyklus der Hardware und helfen, unnötige Redundanzen und verfrühte Neuanschaffungen zu vermeiden. Auf diese Weise lassen sich bestehende Netzwerk-Ressourcen effizienter auslasten und damit Kosten einsparen.

IT-Dokumentation ebnet Weg für digitalen Zwilling

Wird die IT-Dokumentation über eine speziell darauf ausgelegte Lösung abgebildet, steht zu jeder Komponente, zu jedem Service und Standort quasi ein „Steckbrief“ zur Verfügung, der sich über jede einzelne Ebene und Komponente visuell ansteuern lässt. Damit fungiert die Dokumentation als eine vollumfängliche End-to-End-Darstellung der gesamten Infrastruktur inklusive aller Beziehungen und Abhängigkeiten. Wurde bislang mit separaten Systemen und Silos wie CMDB, DCIM-Repositories, IT-, Netzwerk- und Kabeldokumentationen gearbeitet, lassen sich mit einer professionellen Dokumentationslösung sämtliche Prozesse zentral und konsistent abbilden. Dabei werden alle Arten von Ressourcen über ein herstellerunabhängiges, einheitliches Datenmodell abgedeckt. Dies ebnet den Weg für einen digitalen Zwilling (Digital Twin) der IT-Infrastruktur.

Ein solcher wiederum ist von unschätzbarem Wert für das IT-Management, da er dynamische Veränderungen realistisch simulieren kann. Durch die professionelle IT-Dokumentation in Kombination mit einem digitalen Zwilling lassen sich Änderungen an der Infrastruktur zunächst im digitalen Raum planen. Dabei können die Auswirkungen fundiert analysiert werden, bevor die Veränderungsmaßnahmen tatsächlich umgesetzt werden. Im Anschluss muss der SOLL-Zustand lediglich als neuer IST-Zustand übernommen werden, um den digitalen Zwilling wieder zu synchronisieren. Somit entsteht ein geschlossener Kreislauf, der eine hohe Datenkonsistenz ermöglicht, die Dokumentationsaufwände minimiert und die Betriebsabläufe optimiert.

Komplette Amortisation nach nur 14 Monaten

Erfahrungswerte aus der Praxis zeigen, dass die Implementierung eines digitalen Zwillings und die Nutzung aller seiner Vorteile ohne eine professionelle Dokumentation der IT-Infrastruktur kaum machbar ist. Zwar verursacht die Einführung einer entsprechenden Lösung anfangs einen gewissen Aufwand. Dennoch zahlt sich die Investition in kurzer Zeit vollumfänglich aus, wie ein Praxisbeispiel aus der Industrie eindrucksvoll belegt: Ein weltweit agierender, branchenübergreifender Mischkonzern mit Standorten in 27 Ländern hatte eine umfassende Digital-Twin-Strategie für sein gesamtes IT-Infrastruktur-Management ausgerollt. Dabei haben sich die anfänglichen Kosten von 510.000 Euro in knapp 14 Monaten nach der Produktivsetzung komplett amortisiert, was einem Return-on-Investment (ROI) von 383 Prozent entspricht. Betrachtet man die Implementierungsphase und den anschließenden Betrieb über einen Zeitraum von drei Jahren, ließ sich durch den Roll-out eine Einsparung von 2,17 Millionen Euro realisieren.

Fazit

Wie das Beispiel zeigt, ist eine professionelle IT-Dokumentations- und Infrastrukturmanagement-Lösung eine lohnende Investition. Nur damit lassen sich die vielfältigen Vorteile eines digitalen Zwillings in vollem Umfang nutzen. So kann sich die IT erfolgreich von der Kostenfalle zum Wachstumsmotor entwickeln – und Unternehmen sind auf die Herausforderungen der Zukunft optimal vorbereitet.

 

Über den Autor: Matthias Gromann ist Director Business Line IT & Data Center Solutions bei FNT Software. Er ist IT-Technologie-Experte und Topic Leader für service-orientierte Automation im IT-Infrastrukturmanagement.