Rechenzentren scheinen gerade wie die Pilze aus dem Boden zu schießen. Die Investmentbank TD Cowen weist aber darauf hin, dass Microsoft als einer der großen Hyperscaler gerade RZ-Mietverträge gekündigt oder verschoben hat. Deutet das auf das Ende des RZ-Hypes hin?
Ein Großteil der von OpenAI und US-Präsident Donald Trump bei seinem erneuten Amtsantritt angekündigten Investitionen von bis zu 500 Milliarden Dollar für das Projekt Stargate soll in KI-Rechenzentren fließen.
Allerdings hat Microsoft als einer der großen Hyperscaler vor kurzem Verträge für RZ-Anlagen mit einer Leistung von mehreren hundert Megawatt gekündigt oder auf die lange Bank geschoben. Das berichtet die Computerwoche. Expert:innen spekulieren daher bereits über das Ende des RZ-Hypes der letzten Jahre.
Mehr US- als internationales Rechenzentren-Geschäft
Grundlage der Spekulationen ist ein Forexlive-Artikel auf Basis eines Reports der Investmentbank TD Cowen vom 21. Februar 2025. Demnach hat Microsoft, möglicherweise auch als Reaktion auf die niedrigen Kosten des chinesischen GenAI-Senkrechtsstarters DeepSeek, Mietverträge mit mindestens zwei privaten RZ-Betreibern aufgekündigt. Dabei soll es um besagte Kapazitäten von mehreren hundert Megawatt gehen.
Die „Channel Checks“ von TD hätten unter anderem ergeben, dass Microsoft die Statements of Qualifications (SOQs, Qualifikationsnachweise) für die Umwandlung von Mietverträgen vorübergehend oder dauerhaft zusammengestrichen hat. Außerdem haben die TD-Quellen auch Indizien dafür gefunden, dass Microsoft die internationalen Ausgaben für Rechenzentren zurückfährt und die Investitionen mehr auf die USA verlagert, was die Analysten als Zeichen eines möglichen Überangebots werten.
Aufbau eigener statt gemieteter Data Center
Dennoch will Microsoft an dem Plan festhalten, mehr als 80 Milliarden Dollar in RZ-Infrastrukturen zu investieren, die Hälfte davon im Heimatland USA. Expert:innen vermuten aber, dass Microsoft sich dabei künftig mehr auf den Bau eigener Anlagen konzentrieren will. Möglicherweise will das Unternehmen das Hauptmerk seiner Investitionen auch auf KI-Rechenzentren und die nötige Energieversorgung lenken.
Der Softwareriese hat 2024 wie andere Hyperscaler schon öffentlich über den Bau von Atomkraftwerken nachgedacht. In Analystenkreisen ist die Theorie allerdings umstritten. Für Gartner ist viel davon noch Spekulation. Microsoft habe sich auch noch nicht abschließend zu den Investitionsplänen geäußert und auch Berichte über eine mögliche RZ-Strategie entschieden dementiert.
Hyperscale Business bleibt das „große Ding“
Das US-Marktforschungsinstitut geht davon aus, dass Hyperscaler wie Microsoft zwar Angebot und Nachfrage ausbalancieren müssen, aber auch weiter Milliardensummen in Rechenzentren investieren werden. Der Ausbau der Data Center für Cloud-Dienste und KI werde daher weitergehen. Das Stargate-Projekt von OpenAI, Oracle und Softbank werde dem sicherlich Auftrieb verleihen. Andererseits könnte der Teilrückzug von Microsoft auch mit der Verlagerung von OpenAI-Workloads zu Oracle und Softbank zusammenhängen, heißt es in der Computerwoche.
TD Cowen beobachtet unterdessen eine wachsende Nachfrage nach Hyperscaler-RZ-Kapazitäten von Drittanbietern wie der Facebook-Mutter Meta, Oracle und Google. Unterm Strich rechnet die Investmentbank mit einer KI-bedingt wachsenden Nachfrage im Hyperscale Business, das auch Microsoft Azure mit einschließt. Von einem Ende des Rechenzentren-Hypes kann also keine Rede sein.
Quelle Titelbild: Evernine