Der Glasfaserausbau kommt in Deutschland nicht so recht voran, weil viele User noch an den von der Deutschen Telekom dominierten DSL-Netzen kleben. Die Konkurrenz hofft auf die versprochene schrittweise DSL-Abschaltung.
Die Deutsche Telekom hat als einstiges Staatsmonopol die Fäden der Netzverbindungen in der Bundesrepublik immer noch in der Hand und sitzt auf einem Großteil der DSL-Kupferleitungen oder dominiert sie als Rechteverwalter. Vom Versprechen, diese schrittweise abzuschalten, würden die Mitbewerber profitieren, die den Markt für Glasfaserverbindungen dominieren.
Laut der gerade veröffentlichten Marktanalyse im Auftrag des Verbands für Telekommunikations- und Mehrwertdienste (VATM) werden die Anbieter 2025 aber nur rund 6,9 Milliarden Euro in den Ausbau von Mobilfunk- und gigabitfähigen Infrastrukturen stecken und damit weit weniger als die 8,5 Milliarden Euro im Jahr 2022. Die Deutsche Telekom wird dabei mit 5,2 Milliarden Euro weit mehr für TK-Infrastruktur ausgeben als in den Jahren davor, wie Heise online schreibt.
DSL hält 23 von 39 Millionen Anschlüssen

Deutschland surft weiter auf Kupfer – DSL bleibt trotz Glasfaserboom vorn.(Bildquelle: Unsplash / abhijeet gourav)
Dabei stehen die Mitbewerber nicht nur vor steigenden Kosten, sondern auch vor dem Problem knapper werdender großer, zusammenhängender Ausbauflächen. Das Potenzial ist laut Heise eigentlich da. Denn von den 39,2 Millionen Festnetzanschlüssen sind 23 Millionen im Bereich DSL und 1,7 Millionen in schmalbandigen Leitungen zu finden. 8,4 Millionen Haushalte nutzten „aufgemotzte“ Kabelfernseh-Infrastruktur, aber nur 6,1 Millionen verfügen über einen Glasfaseranschluss.
Viele werden sich sagen: Moment mal, da habe ich doch ganz andere Zahlen gelesen. Tatsächlich überschlagen sich die Anbieter mit Rekordzahlen, was die mit Breitbandschlüssen erreichten Haushalte und Unternehmen angeht. Meist handelt es sich dabei aber um „Home Passed“-Leitungen, also solchen, die das Haus oder die Wohnung theoretisch erreichen, während die Zahl der „Homes Activated“, sprich der tatsächlich aktivierten Anschlüsse, sehr viel niedriger ist.
“Home passed” heißt nicht “home activated”
Tatsächlich sind bei dem Ex-Monopolisten nur 1,5 Millionen oder 14,9 Prozent der Ende 2024 erreichbaren Haushalte tatsächlich mit gebuchten schnellen Glasfaserverbindungen versorgt. Bei den Mitbewerbern waren es laut VATM-Analyse mit 3,7 Millionen etwa zweieinhalb mal so viele (33,6 Prozent). Bis Ende 2025 sollen dann 2 Millionen Glasfaserverbindungen der Deutschen Telekom plus 1,8 Millionen Homes Connected den rund 8,8 Millionen nur auf dem Papier erschlossenen Haushalten gegenüberstehen.
Für die Telekom ist DSL, ob aus eigener Hand oder über vermietete Leitungskapazitäten, wie eh und je ein renditeträchtiges Geschäft. Dem kommt auch entgegen, dass ein Großteil der Verbraucher:innen wenig Wechselbereitschaft zeigen. Und so wird der Studie zufolge DSL bis 2030 in allen Szenarien die dominante Leitungstechnik bleiben. Auch wenn der Datenhunger der User von Festnetzanschlüssen von jetzt 321,5 auf 342,7 Gigabyte pro Monat weiter steigt, geben sich die meisten mit VDSL-Anschlüssen zufrieden, weil 250 Megabit/s selbst für 4K-Streaming völlig ausreichend sind.
Quelle Titelbild: Unsplash / denny muller