5 Juli 2017

Es gab mal Zeiten, als BlackBerry der Industriestandard für Handys für Geschäftsleute war. Dann revolutionierte Apple mit dem iPhone nicht nur die Mobiltelefonie, sondern auch eine Vielzahl Branchen und die Art, wie heute kommuniziert wird. Nun möchte BlackBerry mit dem KEYone an alte Erfolge anknüpfen.

Die Marke Blackberry gehört heute TCL, einem chinesischen Hersteller, der jetzt mit dem KEYone zu alter Größe zurück möchte. Wie? Mit Android als Betriebssystem und dem, was die alten BlackBerrys damals so beliebt gemacht hat: eine Tastatur mit echten Knöpfen.

Die lassen sich anfangs etwas ungewohnt drücken, nachdem es sich eben um Buttons und keine flachen Flächen auf einem Display handelt. Nach ein paar Tagen gewöhnt man sich aber und tippt dann etwas fehlerfreier, aber auch langsamer. Die Tastatur selbst ist fest verbaut und lässt sich nicht wie bei anderen Modellen unter das Display schieben. Beispielsweise dem BlackBerry PRIV. Damit kann BlackBerry das KEYone zwar von der Baugröße her auf dem Niveau gängiger Smartphones halten. Gleichzeitig ist dadurch natürlich das Display kleiner und zwar dauerhaft.

Display und Tastatur des BlackBerry KEYone

Die Tastatur des BlackBerry KeyOne ist etwas für Fans der alten Geräte (Bild: Evernine / Jake Pietras)

BlackBerry wirbt zwar damit, dass mehr Displayfläche vorhanden ist, als bei anderen Smartphones, deren virtuelle Tastaturen natürlich Platz wegnehmen. Die Argumentation ist aber etwas einseitig, denn ohne virtuelle Tastatur ist das Display anderer Smartphones natürlich deutlich größer.

Das KEYone schafft es leider nur auf 4,5 Zoll Bildschirmgröße, bei durchschnittlich guten Werten bei Helligkeit, Kontrast und Farbraum. Von der äußeren Verarbeitungsqualität her gibt sich das KEYone dagegen keine Blöße. Das Plasitkgummi-ähnliche Material auf der Rückseite lässt das etwas schwere Smartphone griffig in der Hand liegen und sieht immer gut aus. Also genau das Gegenteil der Fingerabdruckmagneten von Smartphones mit Glasgehäuse.

Die Lautsprecher unten sind etwas dünn, die oben jedoch ausgezeichnet für Anrufe (Bild: Evernine / Jake Pietras)

Den Fingerabdrucksensor hat BlackBerry übrigens in die Leertaste verbaut, was leider den Nachteil hat, dass man ihn genauer auflegen muss, als bei anderen Smartphones. Es handelt sich schließlich um keine glatte Fläche, sondern eine erhabene Taste. Hat man den Dreh raus, entsperrt der Sensor das KEYone aber recht flott.

Und das ist leider das einzige, was bei BlackBerrys Smartphone schnell ist. Unter der Haube arbeitet nämlich nur ein Snapdragon 625 mit drei Gigabyte RAM, der den Preis von rund 600 Euro leider nicht rechtfertigt. Im AnTuTu-Benchmark erreicht das KEYone nur einen Wert von 62685 Punkten, viel wichtiger ist aber, dass sich diese langsame Geschwindigkeit leider auch im subjektiven Eindruck bei der Nutzung widerspiegelt.

Prozessorleistung und Sprachqualität

Die Hauptkamera ist in Ordnung, es gibt in der gleichen Preisklasse aber bessere (Bild: Evernine / Jake Pietras)

Die Apps öffnen sich ungewohnt langsam und manchmal erst nach einigen Sekunden, so dass man schon annimmt, man habe das App-Icon verfehlt. Die Aktualisierung von In-App-Inhalten ist ebenfalls nicht die schnellste und ginge bei einem Einsteiger-Smartphone noch in Ordnung. Aber eben nicht bei einem, das für Geschäftsleute attraktiv sein möchte.

Man merkt hier ein wenig, dass es sich nicht mehr um den gleichen Hersteller handelt, sondern TCL lediglich die Marke nutzt. Das zeigt sich auch bei der nur mittelmäßigen Kamera und dem schwachen Lautsprecher unten. Die Sprach- und Tonqualität beim Telefonieren sind dagegen ausgezeichnet und genau das, was man für ein Smartphone dieser Kategorie erwarten würde, wenn nicht noch mehr.

BlackBerrys Business-Apps

Und softwaretechnisch leistet das KEYone auch ganze Arbeit. Das Android 7.1.1 als Unterbau nutzend, hat TCL eine Reihe Sicherheitsfeatures und eigene Applikationen entwickelt. Es gibt beispielsweise Apps zur Überwachung von App-Aktivitäten, BBM für Chats und Datenfreigeaben sowie Privacy Shade, das nur einen Teil des Displays anzeigt, damit andere Personen sensible Informationen nicht ablesen können.

Das KEYone bringt einige nützliche Funktionen und Shortcuts mit (Bild: Evernine / Jake Pietras)

Und für die Übersicht über anstehende Aufgaben lässt sich auf jedem Screen von der rechten Seite ein Drawer reinziehen, der To Dos, Meetings und andere Aufgaben aus verschiedenen Apps zusammenfasst. Hier zeigt das KEYone seine Stärken als Business-Phone. Im Gesamtpaket ist das aber leider nicht genug, um den vergleichsweise hohen Preis zu rechtfertigen.

Ranking

Es läuft im Endeffekt auf eine Sache hinaus: Wer gerne ein Smartphone mit einer Hardware-Tastatur haben möchte, das sowohl vom Gehäuse, wie auch von BlackBerrys eigenen Apps her auf Business getrimmt ist, kann beim KEYone zuschlagen.

Der Kompromiss ist dabei eben leider die sonstige, vergleichsweise schwache Ausstattung. Der Prozessor, die Kameras und Lautsprecher sind eines Premium-Smartphones zu dem Preis leider nicht würdig. Das macht die Konkurrenz im gleichen Segment besser, einige sogar für 200 bis 300 Euro weniger. Deshalb erhält das BlackBerry KEYone bei uns auch nur eine Wertung von 3,5 von 5 Wolken.

Quelle Titelbild: Evernine / Jake Pietras