1 Dezember 2017

Nach dem Motto „Maschinenbau gestaltet Digitalisierung“ haben ASM, Carl Zeiss, DMG Mori und Dürr zusammen mit der Software AG Anfang Oktober 2017 eine neue strategische IoT- beziehungsweise IIoT-Allianz namens ADAMOS ausgerufen. Wohin die Reise gehen soll und wer die Gründerunternehmen sind, erfahren Sie hier.

ADAMOS steht für ADAptive Manufacturing Open Solutions und ist nicht etwa nur eine neue IIoT-Plattform, sondern stellt sich als „eine Allianz vom Maschinenbau für Maschinenbauer“ vor, wie Karl-Heinz Streibich, CEO der Software AG und einer der fünf Initiatoren, von der Computerwoche zitiert wird.

Die Gründerväter

Zu den weiteren „Gründungsvätern“ gehören Thomas Spitzenpfeil, Vorstand der Carl Zeiss AG,  Christian Thönes, Vorstandsvorsitzender der DMG Mori AG (ein führender Hersteller von Werkzeugmaschinen), Ralf W. Dieter, Vorstandsvorsitzender der Dürr AG (Maschinen- und Anlagenbauer unter anderem für Maschinenbau, die Chemie- und Pharmaindustrie) und Günter Lauber, CEO bei der ASM Assembly Systems GmbH & Co. KG. Das Münchener Tochterunternehmen der niederländischen ASM Pacific Technologies Inc. repräsentiert mit Siplace (ehemals Siemens) und dem britischen Spezialdruckerhersteller DEK das Business Segment SMT Solutions für Oberflächenbauelemente in der Halbleiter- und Solarindustrie.

Die ADAMOS-Gründerväter bei der ersten Pressekonferenz (Bild: YouTube / Dürr).

Was ist IIoT?

Im Gespräch mit der Computerwoche haben die fünf CEOs der genannten Unternehmen erklärt, was es mit ADAMOS auf sich hat. ADAMOS wurde Anfang Oktober 2017 als Joint Venture in Form einer GmbH zusammen mit der ADAMOS App Factory, einem digitalen Marktplatz und der ADAMOS IIoT-Plattform ins Leben gerufen. IIoT steht dabei für Industrial Internet of Things und “subsummiert Begriffe wie Smart Factories, Extreme Automation und Industrieroboter und ermöglicht eine Abgrenzung der IoT-Welt der Endkonsumenten”, so eine treffende Definition des Vogel-Magazins Industry of Things.

Partnerschaft auf Augenhöhe

Ralf Dieter, CEO des Lackieranlagenbauers Dürr, erklärt die Gründung des Joint Ventures auch damit, dass man nicht bei einem größeren Plattformbetreiber unter die Räder kommen wollte. „Bei ADAMOS sprechen alle auf Augenhöhe miteinander“, so Dieter.

„Mit ADAMOS werden wir die Herausforderung der Digitalisierung bis 2025 gelöst haben, und zwar egal ob on-premise oder in der Cloud“, fügt der Dürr-CEO hinzu.

Alleine hätten die Mittelständler nach eigenem Bekunden auch nicht so viele Entwickler beschäftigen können. Die ADAMOS GmbH hat sich von Anfang an zum Ziel gesetzt, auf 100 Entwickler zugreifen zu können. ASM-CEO Günter Lauber freut sich über die arbeitsteilige Vorgehensweise im Joint Venture, wodurch alle Beteiligten Ressourcen sparen würden. „Diese internationale Partnerschaft ist unique“, wird er von der Computerwoche zitiert.

Exklusivität nach innen, offen nach außen

Um die Schlagkraft und Agilität des jungen Unternehmens sicherzustellen, soll die Zahl der an ADAMOS beteiligten Unternehmen auf zehn begrenzt bleiben. Was die Zahl der Partner angeht, die auf Basis der neuen Plattform Lösungen entwickeln, haben sich die Gründer allerdings ehrgeizige Ziele gesetzt, denn die soll bald auf 200 oder 300 steigen. Dabei wolle man vor allem größere Maschinenbauer unterschiedlicher Branchen ansprechen.

Exklusivität nach innen, offen nach außen. (Quelle: YouTube / DMG MORI)

Dabei soll aber auch kein neuer Plattformgigant entstehen, sondern der Geist des Mittelstands erhalten bleiben, obwohl man sich durchaus ein riesiges Potenzial ausrechnet. Denn allein von dem deutschen Maschinenbaumarkt, der auf über 210 Milliarden Euro taxiert wird, werden heute schon zehn Prozent über die Teilnehmer der Plattform abgedeckt. Die geplante internationale Expansion soll noch weit mehr Marktchancen eröffnen.

Die ADAMOS App Factory Alliance

Die ADAMOS App Factory Alliance ist als Think-Tank für die gemeinsame App-Entwicklung offen für neue Partner. Derzeit haben sich neben den genannten Unternehmen unter anderem schon der Auswucht-Maschinenbauer Schenck und die Homag Group, Maschinen- und Anlagenbauer für die Holzverarbeitung und die Möbelindustrie, angeschlossen. Hinzu kommen drei Spezial-Softwarehersteller: die Dürr-Töchter iTac und Dualis sowie die zu DMG Mori gehörende Istos GmbH. Die Allianz will Anfang 2018 über ADAMOS über die Cloud schon mit ersten 20 Applikationen zu Themen wie Planung, Predictive Maintenance, Machine Cockpit/Dashboarding und Maintenance Assistance aufwarten. Die Apps sollen dabei als White-Label-Lösung den Maschinen- und Anlagenbauern zur Verfügung gestellt werden.

Das ADAMOS-Motto. (Bild: YouTube / SoftwareAGGermany)

Die ADAMOS IIoT-Plattform

Um einen Vendor-Lock zu vermeiden, soll die ADAMOS IIoT-Plattform komplett herstellerneutral sein, dabei aber den Schutz der technologischen Souveränität und den Erhalt der Datenhoheit wahren. Die IIoT-Funktionalitäten umfassen die Bereiche Device Connectivity & Management, Real-time Analytics & Visualisation, Workflow Automation und Enterprise & Cloud Integration. Die Plattform stellt sich als offen und beliebig skalierbar vor und soll den Maschinen- und Anlagenbauern sowie ihren Kunden und Lieferanten „den Weg in die digital vernetzte Produktion sowie zu intelligenten Services“ rund um bestehende Produkte ebenen.

Die ADAMOS IIoT-Plattform ist komplett herstellerneutral, setzt aber auf Schutz der technologischen Souveränität und Erhalt der Datenhoheit. (Quelle: YouTube / DMG MORI)

Fazit der CW

Wie Computerwoche-Redakteur Jürgen Hill schreibt, gilt abzuwarten, „wem die Anwender mehr vertrauen – einem Mittelständler mit Branchen-Know-how, das aber eventuell vom direkten Konkurrenten stammt, oder den IoT-Giganten wie GE, IBM, Bosch, Rockwell oder Siemens“. Letztere haben zwar von den Entwicklungsteams und den Budgets her mehr Schlagkraft, aber für sie sei der mittelständische Anwender „womöglich nur eine Auftragsnummer im globalen Business“, so Hill.

Quelle Titelbild: YouTube / SoftwareAGGermany