Analystenhäuser in Deutschland geben immer wieder spannende Blicke auf den IT-Markt. Hier stellen wir einen Beitrag vom Beratungshaus Crisp Research vor. Der Autor berichtet, warum sich Infrastruktur-Dienstleistungen aus der Wolke auch in Deutschland durchsetzen werden.
Zur kurzen Erklärung vorab – der Cloud-Markt unterscheidet sich in drei Bereiche:
► IaaS: Meint als „Infrastruktur-as-a-Service“ den Bezug von Server-Leistungen und Rechenzentrumspower aus dem Web
► PaaS: Meint als „Platform-as-a-Service“ das Bereitstellen und den Bezug von Plattformdiensten per Web. Plattformen sind beispielsweise Entwicklungsumgebungen, Back-Up-Umgebungen oder Intranets.
► SaaS: Meint als „Software-as-a-Service“ den Bezug von Anwendungen aus dem Web.
Über den Autor:
Dr. Carlo Velten: Senior Analyst & CEO
Dr. Carlo Velten ist CEO des IT-Research- und Beratungsunternehmens Crisp Research AG. Seit über 15 Jahren berät Carlo Velten als IT-Analyst Technologieunternehmen in Marketing- und Strategiefragen. Seine Schwerpunktthemen sind Cloud Strategy & Economics, Data Center Innovation und Digital Business Transformation. Dr. Carlo Velten ist Jurymitglied bei den „Best-in-Cloud-Awards“ und engagiert sich im Branchenverband BITKOM. Als Business Angel unterstützt er junge Startups und ist politisch als Vorstand des Managerkreises der Friedrich Ebert Stiftung aktiv.
Sie finden den Beitrag auch auf der Webseite von Crisp Research.
Die Letzten werden die Ersten sein – vCloud Air macht IaaS endlich salonfähig
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Erstmals veröffentlicht Amazon separate Umsatz- und Gewinnzahlen für seine Cloud-Sparte namens „AWS“. Aber auch wenn für die Cloud-Dienste solide 1,57 Milliarden USD Quartalsumsatz ausgewiesen wurden, so rekrutiert sich ein Großteil der Anwender immer noch aus Startups, Media- und Internetfirmen. Unternehmensanwender und deren CIOs halten sich bei der Nutzung von Infrastructure-as-a-Service über Public Cloud-Plattformen – zumindest in der DACH-Region – immer noch zurück.
vCloud Air Services – IaaS 2.0 für Unternehmensanwender
Mit dem Launch der vCloud Air Services aus einem Rechenzentrum in Frankfurt könnte das Modell nun doch noch salonfähig werden, denn VMware hat bei der Entwicklung seiner Public- bzw. Hybrid Cloud Plattform vor allen die CIOs und RZ-Leiter im Blick – und nicht die jungen Wilden mit ihren ausgefallenen Developer-Tools und Frameworks. Auch wenn der IT-Markt extrem innovationsgetrieben ist, gibt es auch hier den sogenannten „Second Mover Advantage“. Von diesem profitieren vornehmlich Firmen, die einen späteren Markteinstieg wählen, von den Fehlern der anderen lernen und den Rahm abschöpfen, wenn die breite Mehrheit der Anwender in die neue Technologie investiert.
Dies gilt in den kommenden Jahren, wenn die deutschen Unternehmensanwender sich dem Thema Public Cloud zuwenden sicherlich für VMware mit seiner breiten Installationsbasis und dem großen Partnernetzwerk. Ebenso profitiert Microsoft mit seiner Azure Plattform, die ebenfalls solide Hybrid-Cloud-Funktionen bietet, um Unternehmensanwendern mehr Freiheit im Betrieb ihrer Workloads zu geben. Doch im Gegensatz zu VMware konnte sich Microsoft bislang noch nicht dazu durchringen in Deutschland einen eigenen RZ-Standort einzurichten. Doch das ist wohl nur eine Frage der Zeit.
vCloud Air – Reasons Why?
Doch warum sollten sich IT-Leiter, Administratoren und Anwendungsentwickler nun mit einer weiteren Cloud-Plattform beschäftigen, wenn am Markt doch schon hunderte Player ihre IaaS-Dienste anpreisen? Es gibt mehrere gute Gründe. VMware ist mit rund 75 Prozent Marktanteil immer noch der dominierende Player in der Servervirtualisierung. Und da Anwender ihre bestehenden VMs quasi 1:1 auch auf der vCloud Air-Plattform betreiben können, fällt der Einstieg in die Nutzung der externen IaaS-Dienste relativ leicht. Hinzu kommt, dass VMware garantiert, die VMs beim Hin- und Herkopieren (aus eigener Umgebung in vCloud Air und zurück) nicht verändert werden.
► VMware-Anwender können für die Verwaltung der Rechen- und Speicherressourcen in vCloud Air ihre bestehenden Management-Tools weiter nutzen. So erscheint in der Konsole des vCloud Director ein entsprechendes Icon, das den Anwender in eine vertraut aussehende Maske zur Provisionierung der Cloud-Ressourcen leitet. Administratoren müssen sich also nicht zwangsläufig mit einer neuen und komplexen API beschäftigen und zum Developer werden.
► Auch bei den Netzwerk-Features hat VMware sich an den Bedürfnissen der Unternehmensanwender orientiert. So stehen mit https, VPN und Direct Connect via MPLS verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um sich auf die Cloud-Services zu verbinden. Zudem können bestehende Firewall-Regeln aus der eigenen VMware-Infrastruktur auf die vCloud Air-Umgebung übertragen werden, was wertvolle Arbeitszeit spart und wiederholtes Testen überflüssig macht.
► Neben den klassischen IaaS-Diensten (Rechenleistung, Speicherkapazität und Bandbreite) bietet VMware auf vCloud Air aber auch weitere Platform-Dienste wie z.B. Disaster Recovery und Backup sowie zukünftig Database-as-a-Service an. Überzeugend ist vor allem, dass vCloud Air nicht nur alle relevanten Deployment-Modelle anbietet (virtuelle Umgebungen im Subskriptions- oder On-Demand-Modell sowie auch dedizierte Umgebungen). Auch hat VMware Einstiegspakete geschnürt, die Unternehmensanwendern ohne ausgeprägte Erfahrung im Cloud-Kapazitätsmanagement den Einstieg in den IaaS-Betrieb deutlich erleichtern.
Ausblick – „Enterprisezification“ des IaaS-Marktes nimmt Fahrt auf
Es hat sich schon länger abgezeichnet, dass die Bedürfnisse der Unternehmensanwender und CIOs bei der Weiterentwicklung der globalen Cloud-Plattformen zukünftig eine stärkere Rolle spielen werden. Hybride Deployment- und Managementkonzepte, Sicherheit und differenzierte Connectivity- und Netzwerkfunktionen rücken nun in den Fokus. Die Zeit, in der ausschließlich die Preisschlachten im medialen Fokus standen, ist vorbei.
Nun gilt es für die CIOs ihre Teams so zu unterstützen und auszustatten, dass diese von den Freiheiten und Möglichkeiten der großen Cloud-Plattformen bestmöglich profitieren können. Gute Cloud-Architekten sind gefragt. Ebenso Mitarbeiter, die neue Use Cases und Workloads identifizieren, für die der Cloud-Betrieb sich rechnet. Fest steht zudem, dass sich VMware und auch Cisco zu ernst zu nehmenden Konkurrenten von AWS und Microsoft Azure entwickeln werden. Denn der Kampf um den Enterprise-Anwender hat erst begonnen.
Titelbild: Pixabay