Öl ist endlich. Das weiß auch die Erdölfördergesellschaft Saudi Aramco. Der saudische Staatskonzern setzt daher auf KI und will mit dem Startup-Unternehmen Groq ein KI-Rechenzentrum bauen, das perspektivisch die Hälfte des weltweiten Bedarfs an KI-Rechenleistung decken soll.
Erdöl hat Saudi Arabien sehr reich gemacht. Aber so wie andere Länder in Nahost versucht auch Riad vom Ölhahn loszukommen, weil das Ende des daraus sprudelnden Reichtums abzusehen ist. Hoffnungsträger für der staatlichen Erdölförderungsgesellschaft Saudi Aramco ist künstliche Intelligenz in Form von generativen Sprachmodellen, wofür sich die IT-Tochter Aramco Digital laut Bloomberg und Golem mit dem kalifornischen Startup-Unternehmen Groq zusammengetan hat.
Das Ziel lautet, in Saudi-Arabien das weltgrößte KI-Rechenzentrum zu bauen und von dort zunächst den Rechenbedarf in Nahost und Nordafrika und später den der halben Welt für KI-Sprachmodelle zu bedienen.
Groq Inc. hat sich auf die Entwicklung von KI-Beschleunigern des Typs Language Processing Unit (LPU) und im ASIC-Bereich (Application-Specific Integrated Circuit) spezialisiert. Der Wert des Unternehmens beläuft sich acht Jahre nach seiner Gründung bereits auf 2,8 Milliarden US-Dollar. Es zählt heute nach eigenen Angaben schon 500.000 Entwickler:innen und Anwender:innen, die seine KI-Beschleuniger über die Cloud-API nutzen. Nach Bau des Rechenzentrums rechnet Groq mit weiteren Zuwächsen.
Language Processor dienen nicht nur Sprachmodellen
Die selbst entwickelten LPU-Chips lässt Groq aktuell bei Globalfoundries in der Fab Malta fertigen. Bis Ende 2024 wollen die beiden Partner zunächst 19.000 dieser Chips installieren, langfristig sollen es 200.000 LPUS sein, die dann rund 2.800 19-Zoll-Racks belegen.
Ein Zeitplan dafür ist nicht bekannt, Golem erinnert aber an ein angekündigtes Rechenzentrum in Norwegen, das zeigt, welche ambitionierten Ziele Groq verfolgt. In dem skandinavischen Land sollen bis Ende 2024 zunächst 21.600 LPUs installiert werden und die Zahl sich bis Ende 2025 auf 129.000 dann mehr als verfünffachen. Weltweit will das von ehemaligen Google-Angestellten gegründete Startup dann 1,5 Millionen seiner KI-Beschleuniger installiert haben.
Für Saudi-Arabien als Standort sprachen nicht nur die Bereitstellung eines einstelligen Milliardenbetrags als Investition seitens Aramco, sondern auch die geringen Energiekosten, die das so öl- und sonnenreiche Land bietet.
KI nützt auch dem klassischen Öl- und Gasgeschäft
Denn wie von Bloomberg und Golem berichtet, verfolgt das Startup mit seinem Cloud-Angebot ein aggressives Preismodell mit möglichst niedrigen Betriebskosten. In Saudi-Arabien wird allerdings, anders als in Norwegen, die Kühlung zu einer größeren Herausforderung. Denn bei hohen Außentemperaturen sind auch größere Mengen von Kühlwasser zur Verbesserung der Freiluftkühler nötig.
Anders als der Name Language Processing Unit vermuten lässt, sieht Groq den Einsatz der eigenen LPUs laut einem Whitepaper nicht nur bei Sprachmodellen, sondern auch als KI-Beschleuniger für hochkomplexe Berechnungen, etwa im Bereich der Öl- und Gasförderung. Auch das hat Bloomberg zufolge letztlich den saudischen Staatskonzern Aramco überzeugt, das Mammutprojekt und damit indirekt das eigene klassischen Geschäftsmodell zu unterstützen.
Quelle Titelbild: pixabay / Yamu_Jay