28 Januar 2025

Während Europa mit einer ernstzunehmenden Antwort auf ChatGPT immer noch auf sich warten lässt, setzt das chinesische Startup DeepSeek die KI-Anbieter aus den USA rund um OpenAI und NVIDIA massiv unter Druck – und ihre Börsenkurse gleich mit.

Kaum hat OpenAI mit Technologiepartnern unter dem Namen Stargate die Investition von 500 Milliarden Dollar in den Bau von KI-Rechenzentren bekanntgegeben, geriet das Unternehmen, das hinter ChatGPT steht, so wie andere KI-Anbieter und Hardwarehersteller unter Druck. Denn das chinesische Startup DeepSeek wartet plötzlich mit einem scheinbar überlegenen neuen KI-Modell auf.

DeepSeek versetzt US-Unternehmen in Aufruhr

Wie IT Business schreibt, wollen Expert:innen die jüngsten Entwicklungen rund um Deep Seek nicht überbewerten. Die aktuelle Debatte könnte laut Börsenkreisen aber eine Konsolidierung der teils hohen Bewertungen der vor allem amerikanischen Tech-Unternehmen auslösen. Unter Druck geraten ist dabei nicht nur der Kurs von OpenAI, sondern auch der von Nvidia, Broadcom, AMD und Microsoft, die alle von dem KI-Boom profitieren.

Gleiches gilt auch für das japanische Unternehmen Softbank, das neben OpenAI und Oracle einer der Hauptinvestoren von Stargate ist. Auch dessen Kurs ist am letzten Januar-Wochenende ins Trudeln geraten. Die Nvidia-Aktie hat 7,5 Prozent an Wert verloren und ist auf 132 Dollar abgesackt, Damit ist der Chip- und Grafikkartenhersteller nach Apple wieder auf Platz zwei der wertvollsten Unternehmen zurückfallen. Auch die Nummer 3 Microsoft liegt mit ebenfalls rund 3,2 Billionen Dollar Marktkapitalisierung nur noch knapp hinter Nvidia.

Unter der Nachricht aus China gelitten haben laut IT Business auch die Aktienkurse im Energiesektor, die dank bestehender und angekündigter KI-Investitionen vorher sehr viel Rückenwind hatten. Einer der Hauptleidtragenden ist dabei Siemens Energy.

„Weltuntergangsszenario“ übertrieben

Bei der Facebook-Mutter Meta, die gerade KI-Investitionen von 60 Milliarden Dollar angekündigt hat, ist die Nachricht über DeepSeek-R1, so der Name des KI-Modells aus China, auch nicht gut angekommen, zumal die Chinesen für die Entwicklung ihres Sprachmodells „nur“ 5 Millionen Dollar ausgegeben haben, was manche bezweifeln.

Von Bernstein Research heißt es zum Beispiel, die KI-Modelle von DeepSeek seien gut und leistungsstark, aber sicherlich sei OpenAIs ChatGPT nicht für fünf Millionen nachgebaut worden. „Das Weltuntergangsszenario, das gerade im Twitter-Universum verbreitet wird, scheint übertrieben“, zitiert IT Business die Experten des Analystenhauses um Stacy Rasgon.

Die Effizienz von DeepSeek-V3 sei aufgrund des verwendeten Modellaufbaus auch nicht überraschend, zumal die hier eingesetzte Mixture-of-Expert- oder kurz MoE-Architektur darauf ausgelegt sei, die Kosten für Training und Betrieb von KI-Modellen zu reduzieren, weil immer nur ein Teil der Modellparameter aktiv sei. Eine Welt-Neuheit stellt dieser Ansatz im übrigen nicht dar. Solche Effizienzzuwächse seien dazu auch nicht negativ, sondern sorgten immer für Nachfragezuwächse, so die Analysten.

 

 

Quelle Titelbild: Unsplash / Anne Nygard