27 Juni 2017

Mit der Digitalisierung und der wachsenden Bedeutung von IoT-Devices werden die Sicherheitsanforderungen an Unternehmen immer wichtiger. Problematisch für diesen Aspekt ist jedoch der Mangel an IT-Sicherheitsexperten. Die Verwendung von Künstlichen Intelligenzen (KI), die Arbeitnehmer unterstützen, scheint daher eine plausible Lösung für diese Knappheit zu sein. Lesen Sie hier, welche Herausforderungen der Fachkräftemangel birgt und wie KIs dabei helfen können.

Bis zum Jahr 2022 soll es in Europa an 350.000 IT-Sicherheitsexperten fehlen. Das bestätigt die aktuelle Global-Information-Security-Workforce-Study (GISWS). Dieser Mangel kann zu einer deutlichen Zunahme verschiedenster digitaler Gefahren für Unternehmen führen. 

Dazu kommt noch die Angst, dass künstliche Intelligenzen schon bald wertvolle Arbeitsplätze rauben könnten. Dabei könnte man KI stattdessen gezielt nutzen, um den Fachkräftemangel zu kompensieren. Außerdem bestünde dadurch weiterhin die Möglichkeit, Daten besser zu schützen und Cyber-Attacken zu vermeiden, so Vectra Networks.

Die Erhöhung der IT-Sicherheit hat oberste Priorität

Die größte, konkrete Bedrohung geht nach Meinung der im Rahmen der GISWS Befragten von Ransomware aus. Obwohl solche Gefahren also scheinbar bekannt sind, sind viele Unternehmen damit überfordert: Ein Drittel gibt an, zwischen zwei und sieben Tage mit der Lösung der entstandenen Probleme beschäftigt zu sein.

Um die IT-Sicherheit zu erhöhen setzen die Unternehmen nicht zuletzt auf mehr qualifiziertes Personal. Knapp zwei Drittel wollen in den kommenden 12 Monaten weitere IT-Sicherheitsprofis einstellen. Ganze 25 Prozent planen eine Aufstockung um mindestens 10 Prozent.

„Die in fünf Jahren erwartete Lücke von 350.000 Fachleuten ist alleine durch Ausbildung und Weiterqualifizierung nicht zu schließen. Neue Wege und ein Umdenken sind deshalb das Gebot der Stunden“, erklärt Gérard Bauer, Vice President EMEA bei Vectra Networks.

„Mit den wachsenden Datenströmen wächst auch die Zahl der verdächtigen bzw. gefährlichen Vorgänge in den Netzwerken der Unternehmen. Auch wenn in der breiten Öffentlichkeit die Skepsis gegenüber dem Einsatz von künstlicher Intelligenz noch groß ist und erst langsam schwindet, so liegt hierin der Schlüssel für die Lösung eines der zentralen Probleme unserer zunehmend digitalisierten Wirtschaft.“

Mensch und Maschine können auch Hand in Hand arbeiten. (Bild: iLexx / iStock)

Wie künstliche Intelligenz den Fachkräfte-Mangel verringern kann

Automatisiertes Bedrohungsmanagement ist in der Lage, permanent alle Vorgänge im Netzwerk zu überwachen. Es kann zudem Echtzeitanalysen durchführen und darauf aufbauend die Risiken laufender Cyberattacken bewerten, sowie nach ihrer Gefährlichkeit priorisieren. IT-Sicherheitsteams erhalten im Ernstfall unverzüglich Meldung über eine Bedrohung, können erheblich Zeit einsparen und sich auf die konkrete Bekämpfung der entdeckten Gefahren konzentrieren.

Darüber hinaus werden im kommenden Jahr die Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO) und die EU-weite NIS-Direktive (Directive on Security of Network and Informationsystems) in Kraft treten. Beide Regelungen verlangen von Unternehmen eine stellenweise massive Verbesserung der Qualität ihrer IT-Sicherheit. Vielerorts ist diese noch sehr eng mit Personalfragen verbunden.

Zusätzlich fordern Organisationen die Einführung eines Gütesiegels für Cyber-Sicherheit, um sowohl hohe als auch vergleichbare Sicherheitsstandards zu schaffen. Sogar Spitzenpolitiker haben sich in letzter Zeit zu Wort gemeldet. So spielt beispielsweise die deutsche Bundesregierung mit dem Gedanken, Firmen härtere Vorschriften zur Cyber-Sicherheit vorzugeben.

Mensch oder Maschine?

„Es kann sein, dass der Zeitpunkt kommt, dass die Öffentlichkeit darum bittet, dass wir bestimmte Sicherheitsvorkehrungen vorschreiben“, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière am vergangenen Donnerstag. „Wir sind weit davon entfernt, IT-Sicherheitsfachleute durch künstliche Intelligenz zu ersetzen.“

„Die finale Entscheidung, wie gegen einen Angriff vorgegangen wird, wird auch zukünftig beim Menschen liegen. Ohne Unterstützung durch künstliche Intelligenz aber werden die verfügbaren Experten zunehmend überfordert sein“, fasst Gérard Bauer abschließend zusammen.

„Die Frage lautet deshalb nicht ‚Mensch oder Maschine‘ sondern ‚Wie kann der Mensch durch die Maschine entlastet und mit mehr Möglichkeiten ausgestattet werden?'“

 

Quelle Titelbild: PeopleImages / iStock