27 Februar 2020

Fußball? Selbstredend. Aber Digitalisierung? Ja, auch. Es mag überraschen, aber die Digitalisierung ist für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) ein großes und immer wichtigeres Thema. Das gilt nicht nur für den Profifußball und die Spitzenförderung, sondern zunehmend für den Amateurbereich. Dr. Frank Biendara, Geschäftsführer der DFB GmbH, sagt: „Wir nutzen die Digitalisierung konsequent im positiven Sinne für den Fußball.“ Cloudmagazin.com beleuchtet die ungewöhnliche Partnerschaft von Fußball und Digitalisierung.

Der Deutsche Fußball-Bund ist gerade 120 Jahre alt geworden und gilt mit seinen 21 Landesverbänden, in denen mehr als 24.500 Vereine und mehr als sieben Millionen Mitglieder gemeldet sind, als der größte deutsche Sport-Fachverband.

Um die wirtschaftlichen Aktivitäten sowie IT und Digitales zu bündeln, wurde 2007 die DFB GmbH gegründet, der seit 2017 Frank Biendara (54) als Geschäftsführer vorsteht. Sein Herz schlägt nicht nur für die Nationalmannschaften, sondern auch stark für den Amateursport. Er sagt: „Wir nutzen die Digitalisierung konsequent im positiven Sinne für den Fußball.“

Von der Kneipe zu den Streaming-Diensten

„Die Digitalisierung hat alleine schon die Art verändert, wie wir Fußball erleben“, sagt Frank Biendara und erinnert an die Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz, als die deutsche Nationalmannschaft zum ersten Mal den WM-Titel gewinnen konnte. „Damals haben sich die Menschen in der Kneipe getroffen und auf dem einzigen vorhandenen kleinen Fernseher die Spiele angeschaut.“

Und heute? „Mittlerweile“, erklärt Frank Biendara, „haben wir ein vielfältiges Angebot. Turniere wie Welt- oder Europameisterschaften laufen auf allen TV-Kanälen. Immer mehr Streaming-Dienste erweitern stetig ihr Fußball-Programm. Inzwischen können Fußball-Fans auch Spiele aus den Amateur-Ligen live verfolgen.“ Das Internet, speziell die Social-Media-Kanäle, bieten immer mehr Möglichkeiten. Auf einfache und bequeme Art und Weise. Denn jeder Interessierte kann jederzeit darauf zugreifen.

Der DFB: Dienstleister für seine Mitglieder

Gerade der Amateurfußball profitiert davon. Denn die Vereine an der Basis wollen nicht nur gezielt über ihre Angebote und Aktivitäten informieren, sondern auch selbst bestmöglich informiert werden. So verzeichnete FUSSBALL.DE im vergangenen Jahr ca. 5.5 Milliarden Klicks. Die Akzeptanz für das große Amateurfußall-Portal des DFB ist enorm groß, liefert es doch einen zuverlässigen, umfassenden Service – von den Spielplänen aller Spielklassen über die Schiedsrichter-Ansetzungen bis zu den Ergebnissen der bis zu 70.000 Spiele pro Spieltag. Auch hochwertige Videos von Sporttotal.tv oder Soccerwatch.tv sind dort zu sehen.

„Ich glaube, wir bieten gute Inhalte und auch einen tollen Service auf FUSSBALL.DE an – sowohl für die Spieler als auch für die Fans“, sagt Frank Biendara. Es handelt sich dabei um ein Angebot an die Fußball-Basis aus Überzeugung. Denn welchen Stellenwert FUSSBALL.DE beim DFB genießt, lässt sich unter anderem daran ablesen, dass sich der Verband den Betrieb des Portals jährlich einen nicht unerheblichen Betrag kosten lässt.

Digitalisierung heißt für den DFB aber nicht nur, für bessere und schnellere Informationen zu sorgen. Auch für die Management-Ebene werden neue Services entwickelt. So werden die Spielberichtsbögen schon seit einigen Jahren digital über den Spielbericht-Online erfasst – und nicht mehr auf Papier. Mittlerweile laufen so die Daten von jährlich rund 1,5 Millionen Spielberichten bei DFBnet ein, einem eigens vom DFB entwickelten Fußball-Management-Tool. Und auch die Spielerpässe müssen längst nicht mehr postalisch beantragt und händisch bearbeitet werden, sondern können auf dem elektronischen Weg in den Landesverbänden abgewickelt werden.  

Der DFB versteht sich gerade in Sachen Digitalisierung als Dienstleister für seine Mitglieder. Allein beim 3. Amateurfußball-Kongress im vergangenen Jahr in Kassel wurden zahlreiche Wünsche der Basis aus diesem Bereich an den Verband herangetragen. Der DFB hat sie angenommen und setzt sie im Rahmen des Masterplans 2024 um.

Genauso wie es schon in einem anderen Projekt realisiert wurde. Gemeinsam mit der Berliner Firma retresco werden Spielberichte mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) vollständig automatisiert erstellt. Anhand der offiziellen Spieldaten von DFBnet kreiert das Programm aus Ergebnissen, Torschützen und Auswechslungen der Amateurspiele einen Spielbericht. Ein derartiger Support wurde von den Amateurklubs gewünscht. Die editierbaren Texte werden den Vereinen zur Verfügung gestellt, damit sie diese für ihre Öffentlichkeitsarbeit nutzen können.

Spielanalyse 4.0  

Der Fußball erlebt durch die neuen technologischen Möglichkeiten erhebliche Veränderungen. Das trifft insbesondere in den Bereichen Spielvorbereitung und Spielanalyse zu.

Die Nationalmannschaften arbeiten zum Beispiel mit der Team-Management-Software SportsOne von SAP. Mit dem Tool organisieren sich die Teams nicht nur intern, auch die Spielanalyse findet digital mithilfe der Rechenpower von SAP statt. Die Spieler erhalten darüber eine Fülle an Informationen, einschließlich detaillierter Auswertungen ihrer eigenen Leistungen – und die des nächsten Gegners. Hinzu kommt der immer wichtigere Bereich E-Learning, dabei besonders Blended Learning (integriertes Lernen) für die Ausbildung von Schiedsrichtern und Spielern.

Es liegt auf der Hand, hier die Projekte weiterzuentwickeln, zu schauen, welche sinnvollen Verknüpfungen sich anbieten. An Ideen mangelt es nicht. Etwa Virtual-Reality-Brillen einzusetzen, um Spielszenen virtuell nachzustellen. Oder Machine Learning (ML) in der Analyse gegnerischer Team einzusetzen.

Cloudmagazin.com analysiert: Mögliche Lehren für Ihr Unternehmen

Apropos Learnings: Die DFB GmbH hat sich in den letzten Jahren viel von Wirtschaftsunternehmen abgeschaut, um Prozesse zu verbessern und Technologien voranzubringen. Aber auch traditionelle Unternehmen können viel vom Deutschen Fußball-Bund lernen. Folgende drei möglichen Handlungsempfehlungen hat Cloudmagazin.com für Sie zusammengefasst:

  1. Lösungen müssen anwenderfreundlich gestaltet sein

„Wenn wir eine Software-Lösung wie DFBnet beim DFB einführen, damit Fußball-Begeisterte die Ergebnisse ihrer Mannschaft auf FUSSBALL.DE nachschauen können, muss die Lösung für die gesamte Fußballfamilie passen, also einem Personenkreis, der die gesamte Gesellschaft abbildet, vom Jugendfußballer bis zum langjährigen Vorsitzenden.“ Dementsprechend müssen sich digitale Produkte an den Bedürfnissen der Nutzer orientieren und für ein breites Spektrum an Menschen nutzbar sein.

  1. Digitalisierung stärkt Teamgeist und fördert Zusammenarbeit

„Wir erleben durch Team-Management-Tools wie SAP Sports One oder der App ‚Teampunkt‘ im Amateurbereich, dass Collaboration-Software das Teamgefüge verbessern kann“, erklärt Dr. Biendara. Demnach können sich die Mannschaften in der digitalen Umkleide deutlich effektiver organisieren. Auch in Wirtschaftsunternehmen erleichtern Collaboration-Tools wie Outlook, Microsoft Teams und Sharepoint die Zusammenarbeit zwischen und innerhalb verschiedener Abteilungen und Gruppen. 

  1. Keine Angst vor neuen Technologien

Von Datenmanagement-Tools über Künstliche Intelligenz bis hin zu Virtual Reality: Das Beispiel DFB zeigt, wie wichtig es ist, neue Technologien für die eigenen Prozesse zu entdecken und effektiv zu nutzen – auch wenn ursprünglich kein Zusammenhang zwischen Sport und Technologie bestand. Wirtschaftsunternehmen sollten dementsprechend offen für neue Technologien sein und vom Tonus „Das machen wir schon immer so“ Abstand nehmen. Denn nur so lassen sich die Prozesse gezielt analysieren und verbessern.

Auf zu den visiondays 2020

Prozessverbesserung ist ein gutes Stichwort: Denn darum geht es bei den vielen Trendthemen, die auf den visiondays 2020 des Digitalisierungsspezialisten valantic am 25. und 26. März zur Sprache kommen werden. Zu diesem Anlass wird DFB GmbH-Geschäftsführer Dr. Frank Biendara in seiner Keynote weitere Einblicke zum Thema Digitalisierung im Fußball geben und sich den Fragen der Besucher stellen. Neben Dr. Biendara stellen weitere Top-Manager aus der deutschen Wirtschaft wie Matthias Doms (HiPP), Peter Andreas Döring (bon prix) und Sascha Marzini (thyssenkrupp) digitale Best Practices der deutschen Wirtschaft vor.  

Zusätzlich zu den Vorträgen der Gastredner, Top-Manager und Experten von valantic erwarten die Teilnehmer am zweiten Veranstaltungstag eine Reihe praxisorientierter Workshops. IT-Themen aus unterschiedlichen Bereichen werden hier noch einmal vertieft. Besucher lernen, wie die Digitalisierungsprojekte in der Praxis angegangen werden sollten, wie sich ganze Wertschöpfungsketten automatisieren lassen und können dabei die Lösungen selbst ausprobieren. 

 

Quelle Titelbild: iStock / Ilya Boldenkov

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