7 März 2025

Frauen für IT-Berufe zu gewinnen, ist wichtig, um den Fachkräftemangel zu überwinden. Viele Unternehmen geloben auch, dies zum Internationalen Frauentag zu tun. Die Wirklichkeit sieht aber immer noch meist anders aus, wie eine neue Bitkom-Studie zeigt. 

Zum Internationalen Frauentag am 8. März 2025 mehren sich wieder Meldungen über Unausgewogenheit bei den Berufen und den entsprechenden Gehältern. Die Gender Pay Gap hat sich zwar um zwei Prozentpunkte etwas geschlossen, ist aber mit im Schnitt 16 Prozent immer noch groß. Das Statistische Bundesamt, das diese Daten im Februar veröffentlicht hat, führt das unter anderem darauf zurück, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten und weniger gut bezahlte Berufe erlernen. Dieses Problem betrifft auch die IT-Berufe. Hinzu kommt der immer noch nicht ausgeglichene Frauenanteil in der Branche, wie eine aktuelle Bitkom-Studie zeigt.

Mehr Absichtsbekundungen als Wirklichkeit

Nach dieser Studie haben sich ein Drittel der Unternehmen sich zwar das Ziel steckt, mehr Frauen für IT- und Digitalberufe zu gewinnen, diese aber immer noch in der Unterzahl sind.

Von den 605 befragten Unternehmen sind nach eigener Einschätzung zu 64 Prozent weniger als die Hälfte der Beschäftigten Frauen. In den IT- und Digitalberufen ist der Anteil mit 94 Prozent deutlich höher. Eine Geschlechterparität sehen dabei nur 4 Prozent im Vergleich zu 19 Prozent, was den Frauenanteil allgemein angeht.

Ebenfalls 64 Prozent der Unternehmen sagten, dass die deutsche Wirtschaft ohne Frauen in Digital- und IT-Berufen ihre Zukunft verspiele. Andere Länder seien da schon weiter. 59 Prozent der Befragten sehen die deutsche Wirtschaft dahingehend unter den Nachzüglern, 23 Prozent sind der Meinung, dass sie den Anschluss bereits verpasst habe. Nur 15 Prozent sehen Deutschland bei Frauen in IT-Berufen unter den Vorreitern, ein Prozent sogar an der Spitze.

„Frauen bringen neue Perspektiven und andere Erfahrungen in Unternehmen ein. Diese Vielfalt stärkt nicht nur technologische Innovation und Wettbewerbsfähigkeit. Mehr Frauen für IT- und Digitalberufe zu gewinnen, ist auch eine Frage der Teilhabe und gleichberechtigten Mitgestaltung der Digitalisierung“, betont Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.

Die mentalen Hürden sind immer noch groß

Sechs von zehn der befragten Unternehmen nutzen bereits gezielte Recruiting-Maßnahmen, um mehr Frauen für Digital- und IT-Berufe zu gewinnen. Ganz vorne bei den bereits ergriffenen und geplanten Maßnahmen sind die Kooperation mit Hochschulen und Schulen (24 und 31 Prozent) und Einstiegsprogramme wie Traineeships (19 und 24 Prozent).

Was die gezielte Ansprache angeht, setzen 35 Prozent auf Werbe- und Social-Media-Kampagnen, 33 Prozent auf frauenspezifische Karriereevents und -messen, aber nur 6 und 14 Prozent auf Stellenausschreibungen, die sich direkt an Frauen richten. Dass Frauen bei gleicher Qualifikation bevorzugt werden, trifft nur in 5 Prozent aller Fälle zu, weiter 12 Prozent planen, dies aber zu tun.

Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes und der Bundesnetzagentur von 2024 liegt der Frauenanteil in der IT-Branche nur bei 30 Prozent und der bei IT-Fachkräften mit 18 Prozent nochmal deutlich darunter. Im Informatikstudium ist der Frauenanteil mit 21 Prozent auch noch stark ausbaufähig. Denn in den Bereichen Medizin- und Bioinformatik ist er mit 44 und 37 Prozent deutlich höher.

Sicherlich ist der geringere Anteil von Frauen und Mädchen in IT-Berufen und in der Ausbildung auch darauf zurückzuführen, dass Viele diese eher als Männerdomäne sehen. Gut zwei Drittel oder 69 Prozent der befragten Unternehmen sagen zwar, dass IT- und Digitalberufe attraktiver für Frauen werden müssten, 39 Prozent sind aber der Meinung, dass Männer sich dafür besser eigneten. Dabei sind 88 Prozent der Unternehmen überzeugt, dass gemischte Teams sich besser auf das Betriebsklima und die Unternehmenskultur auswirken, 81 Prozent, dass Frauen neue Ideen und Sichtweisen einbringen.

Mehr Frauen wider dem Fachkräftemangel

„Wer einem solchen Irrglauben nachhängt, muss sich über den Fachkräftemangel nicht wundern. Digitalisierung und IT kennen kein Geschlecht“, schimpft Rohleder. „Frauen sollten sich nicht von Stereotypen aufhalten lassen, sondern die Karrierechancen in diesen Zukunftsberufen bewusst für sich nutzen.“

Die Hälfte der Unternehmen (50 Prozent) sehen eine ungenügende Qualifizierung von Bewerberinnen als Grund für einen geringeren Frauenanteil in IT-Berufen, 46 Prozent denken, dass Frauen sich einfach schlechter vermarkten würden. 52 Prozent sehen Hürden beim Quereinstieg, zumal Arbeitsagenturen Frauen seltener eine IT-spezifische Weiterbildung empfehlen oder bezahlen.

Fast jedes zweite Unternehmen (46 Prozent) macht Klischees in Ausbildung und Berufsorientierung für den geringeren Frauenanteil in IT-Berufen verantwortlich. Rohleder sagt dazu: „Neben dem Elternhaus spielen Schulen und Hochschulen eine wichtige Rolle für die spätere Berufswahl. Umso wichtiger ist es, gerade dort die Neugier von Mädchen und jungen Frauen auf Technik und Digitalisierung zu fördern.“ch rechnet die Investmentbank mit einer KI-bedingt wachsenden Nachfrage im Hyperscale Business, das auch Microsoft Azure mit einschließt. Von einem Ende des Rechenzentren-Hypes kann also keine Rede sein.