8 Mai 2025

Nach Microsoft hat nun auch Amazon Kooperationsverhandlungen für den Bau neuer KI-Rechenzentren gestoppt. Die Frage, ob der KI-Hype seinem Ende entgegengeht, wird damit immer drängender. Doch auch die Handelspolitik der US-Regierung spielt wohl eine Rolle.

Im deutschen Fernsehen läuft gerade die Werbung für KI-PCs eines führenden internationalen Anbieters. Diese sollen sich besonders für den B2B-Einsatz eignen und den Vorteil haben, KI-Aufgaben besser und schneller zu bewältigen als mit einem herkömmlichen PC.

Erst hat Microsoft vorübergehend zumindest die Reißleine gezogen, nun folgt auch Amazon. Zumindest hat die Cloud-Sparte Amazon Web Services Verhandlungen über internationale Infrastrukturprojekte für neue KI-Rechenzentren auf Eis gelegt, wie zwei Finanzinstitute und mehre Magazine berichten. Die US-Banken Wells Fargo und TD Cowen berufen sich dabei auf eine Meldung des Online-Magazins Gizmodo. Demnach sind vor allem viele europäische Infrastrukturprojekte dem Rotstift unterworfen.

Stromhunger von 6,5 Millionen Haushalten

Amazons bestehende Rechenzentren haben laut Wells Fargo eine gesamte Stromkapazität von neun Gigawatt, womit sich in Deutschland laut t3n rund 6,5 Millionen Haushalte versorgen ließen. So wie bei Microsoft sollte der weitere Ausbau der Rechenkapazitäten viel über Co-Location-Projekte mit anderen Unternehmen laufen, bei denen man sich die Kosten für Strom, Kühlung und Infrastruktur teilt.

Moderne KI-Rechenzentren wie die von Amazon verbrauchen Strom im Ausmaß ganzer Großstädte – und stellen bestehende Netze vor massive Herausforderungen. (Bildquelle: Unsplash / Taylor Vick)

Die jetzige Zurückhaltung vonseiten Amazon ist für Analyst:innen ein weiterer Hinweis für die sinkende Nachfrage nach KI-Rechenleistung. Denn viele Unternehmen tun sich immer noch schwer, künstliche Intelligenz gewinnbringend zu vermarkten oder in ihre eigenen Prozesse zu integrieren. Eine starke Bremswirkung entfaltet auch, dass die bestehenden Stromnetze meist gar nicht mit dem stark wachsenden Energiebedarf moderner Rechenzentren Schritt halten können und damit überfordert sind. Auch Microsoft hat erst vor wenigen Wochen damit überrascht, sich aus mehreren Großprojekten zurückzuziehen, so etwa in Großbritannien, Indonesien und Australien, aber auch in Ohio und das trotz angekündigter Steuererleichterungen.

Microsoft CEO Satya Nadella hatte das damit erklärt, dass die wirtschaftlichen Effekte von KI hinter den Erwartungen zurückblieben. Unterdessen halten aber die Konkurrenzunternehmen Meta sowie die Musk-Tochter xAI an ihren Ausbauplänen weiter fest.

 

Handelskrieg entfaltet zusätzliche Bremswirkung

Hauptleidtragender der auf Eis gelegten Ausbaupläne für KI-Rechenzentren ist der Grafikchiphersteller Nvidia, dessen Aktie nach dem Höhenflug 2024 in Folge des DeepSeek-Schocks ohnehin einen deutlichen Dämpfer bekommen hat. Viele der Chips und anderen Hauptleiterprodukte werden in China und Taiwan produziert. Analyst:innen warnen bereits, dass der US-Handelsstreit mit dem bevölkerungsreichsten Konkurrenten und anderen Teilen der Welt zu einer globalen Rezession führen und KI-Investitionen weiter ausbremsen könnten.

Wie sehr sich diese Entwicklung auch auf Amazon und die KI-Ausbaupläne des Konzerns auswirkt, das wird sich am 1. Mai zeigen. Dann werden die aktuellen Quartalszahlen bekanntgegeben. An der Börse hat die Aktie seit Jahresbeginn schon rund 24 Prozent des Wertes verloren. Ein Trend, den auch viele andere Tech-Unternehmen derzeit zu spüren bekommen.

 

Quelle Titelbild: Unsplash / Igor Omilaev