Abwärme aus Rechenzentren geht oft verloren und belastet etwa durch die Einleitung in Flüsse die Umwelt. Anders verhält es sich in Finnland, wo die Abwärme in einem geschlossenen System zu Strom und Fernwärme wird. Als angenehmer Nebeneffekt müssen Haushalte entsprechend weniger bezahlen.
Dass die Energiewende kommen muss, ist angesichts der zunehmenden Klimaerwärmung allen klar. Der Weg dahin ist es nicht, in Deutschland zumindest. Während hierzulande viele Initiativen zu diesem Thema im Streit enden und Innovationen oft nicht über den Status von Insellösungen und Pilotprojekten hinauskommen, sind andere Länder schon weiter. In Finnland etwa setzt man auf ein geschlossenes Kreislaufmodell, um Abwärme aus Rechenzentren zur Stromerzeugung und als Fernwärme zu nutzen.
Abwärme ist kein Abfall

In Finnland wird Abwärme aus Rechenzentren als wertvolle Energiequelle genutzt, um Strom und Wärme kostengünstig zu erzeugen. (Bildquelle: Unsplash / Christina @ wocintechchat.com )
„Abwärme ist kein energetischer Abfall, sondern eine wertvolle Ressource. Ihre konsequente Nutzung ist nicht nur ökologisch geboten, sondern ein entscheidender Faktor für wirtschaftliche Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit in der Energiewende“, zitiert Computerwoche Helmi-Nelli Körkkö, Senior Advisor bei Business Finland. Die Haushalte bezahlen als Abnehmer laut Business Finland nur 4,6 Cent pro Kilowattstunde Strom. In Deutschland dagegen müssen Haushalte bei einem Verbrauch von 4.000 kWh pro Jahr im Schnitt 36,51 Cent pro Kilowattstunde bezahlen, wie ein Verivox-Vergleich zeigt.
In Finnland ist man anders als in Deutschland dabei längst über die Phase von Pilotprojekten hinaus. Rechenzentren sind hier ab Juli 2026 gesetzlich verpflichtet, zehn Prozent ihrer Abwärme in den lokalen Energiekreislauf einfließen zu lassen. Das Ganze soll in einem geschlossenen System passieren.
Hyperscaler ziehen in Finnland mit
Nordische Länder wie Finnland ziehen mit ihren niedrigeren Temperaturen viele Betreiber von Rechenzentren an, weil sie dort entsprechend weniger für die Kühlung bezahlen müssen. So hat etwa auch der Suchmaschinenriese Google in der südostfinnischen Hafenstadt Hamina ein Rechenzentrum gebaut, das ab Ende 2025 bis zu 80 Prozent des lokalen Fernwärmebedarfs abdecken soll.
Microsoft geht ähnliche Wege und hat eine Kooperation mit dem Energieversorger Fortum angekündigt, die Abwärme seiner Rechenzentren zur Beheizung von Haushalten und Unternehmen zu nutzen.
Transparenz schafft Akzeptanz
Voraussetzung für Lösungen wie diese sind eine hochentwickelte digitale Infrastruktur sowie entsprechende Steuer- und Überwachungssysteme. „Der Schlüssel liegt in der intelligenten Verknüpfung von erneuerbaren Energien, Sektorenkopplung durch Abwärmenutzung und digitaler Steuerung“, erklärt Helmi-Nelli Körkkö und fügt hinzu: „Dieses integrierte System schafft Transparenz, maximiert die Effizienz und zeigt einen gangbaren Weg auf, wie Industriestaaten ihre Energieversorgung sicher, sauber und kosteneffizient gestalten können.“
Hinzu kommen KI-gestützte Prognosetools wie die von VTT EnergyTeller, die unter anderem auch Wetterdaten nutzen, um den Energiebedarf und die Marktentwickelung präzise vorherzusagen. Business Finland zufolge gelang es so, die Emissionen aus eingekaufter Energie für die verarbeitende Industrie in Finnland um rund 45 Prozent zu senken, die Produktion gleichzeitig um 43 Prozent zu steigern.
Quelle Titelbild: Unsplash / Joakim Honkasalo