Das Endkundengeschäft und Corona haben Zoom sehr schnell zum Inbegriff für Unified Communications gemacht. Mit immer mehr KI-gestützten Features und über Channel-Partner will der UCaaS-Anbieter jetzt vor allem den Mittelstand im DACH-Raum gewinnen, wie er auf einem Presseevent in München betont.
Zoom versteht sich heute als „AI-First-Arbeitsplattform für zwischenmenschliche Kommunikation“. Die Zoom Meetings, mit denen das US-Unternehmen 2011 gestartet ist, sind in kürzester Zeit zu einer Marke wie Tesa oder Zewa geworden, verkündet DACH- und CEE-Chefin Nadja Risse bei einem Pressefrühstück auf dem Dach des Deutschen Museums in München stolz. Damit hat sie nicht unrecht, kaum eine Marke hat es in so kurzer Zeit geschafft, zu einem Gattungsbegriff zu werden.
Die vielen Möglichkeiten der Transformation, „mein Steckenpferd“, wie sie sagt, und die stetig erweiterte Palette KI-gestützter Tools waren für sie Anreiz, Ende 2024 zu Zoom Communications zu wechseln und hier nun verstärkt das Partnergeschäft voranzutreiben. Dazu hat Risse sich mit Jürgen Reintjes Anfang Juli 2025 einen erfahrenen Head of Channel an die Seite geholt. Beide sehen gerade im in Deutschland so wichtigen Mittelstand noch sehr viel Potenzial.
Modernes Arbeiten statt Büromüdigkeit
Wie Risse erklärt, müssen sich Unternehmen heute aktiv an die moderne Arbeitswelt anpassen. Laut aktuellen Zahlen verschiedener Marktforscher sind 80 Prozent der Beschäftigten mit der Kommunikationsflut überfordert, fast drei Viertel (72 Prozent) fühlen sich abgehängt und unmotiviert, 60 Prozent empfinden ihre Zeit im Büro gar als sinnlos.

Von Zoom Phone bis AI Companion – Zoom bietet längst mehr als nur Meetings. Bildquelle: Unsplash / Gabriel Benois.
60 Prozent der täglichen Arbeit entfällt zudem auf Routineaufgaben, die ebenso gut KI-Lösungen wie der Zoom AI Companion übernehmen können. Ursprünglich als Übersetzungstool entwickelt und auch immer noch für 36 Sprachen so nutzbar, bietet dieser heute in einer „phantastischen Geschwindigkeit“ eine „völlig neue Art des Arbeitens“, so Risse.
Viele der heutigen Lösungen sind erst später hinzugekommen, Phone und Digital Signage zum Beispiel zwischen 2015 bis 2019. Der AI Companion gesellte sich erst 2023 hinzu, ist aber in der 2024 vorgestellten neuen Version 2.0 noch viel leistungsfähiger. Neu im Bereich Zoom Workspace sind neben Zoom Docs die Workflow Automation und Clinical Notes als Beispiel für stetig erweiterte vertikale Lösungen.
Zoom ist im UC-SaaS-Ranking ganz oben
Dafür hat es der Zoom Workplace im „The Forrester Wave“ genannten Unified-Communications-as-a-Service-Plattformvergleich für das dritte Quartal 2025 an die Spitze der „Leaders“ gebracht. Die jeweils höchste Punktzahl konnte Zoom vor allem durch Erfahrungen, Innovation, Sicherheit, Datenschutz, Zuverlässigkeit und Stabilität der Plattform im Ranking einfahren, und das noch vor den Branchenriesen Cisco und Microsoft.
Für Jürgen Reintjes war es nach über 25 Jahren im Channel-Business von Alcatel-Lucent wichtig, dass Zoom nicht nur eine Marke ist, auf die man schaut, sondern auch viel in R&D investiert und an das indirekte Vertriebsmodell glaubt, um im UCC-SaaS-Bereich zu wachsen. Zoom setze dabei zu 100 Prozent auf Distribution, wolle aber auch keine „Überdistribution“.
Sein nahes Ziel, ist die Zahl der Partner auf 100 von 1.000 möglichen Channel-Partnern in Deutschland zu steigern, um über das indirekte Geschäft im Mittelstand zu wachsen. Die meisten davon rekrutieren aus dem Bereich Medientechnik, so wie auch Kern & Stelly.
Partner-Schulungen bringen positives Feedback ein

Zoom setzt heute auf Channel-Partnerschaften auf Augenhöhe, wie hier beim Media Brunch in München zu sehen. Bildquelle: Zoom.
Dessen Zoom Sales Manager Sebastian Menke hebt auf dem Pressefrühstück in München unter der Überschrift „Wie man 1 Million Lizenzen verkaufen kann“ hervor, dass Zoom sich voll datenschutzkonform überall einfügt, so auch in vertikalen Märkten wie Handel, Health und Hotels. Für erklärungsbedürftige Lösungen wie den AI Companion und das Contact Center bietet sein Unternehmen neben einem Showroom auch Workshops und Systemhausschulungen an.
Die darin immer wieder angesprochenen Themen wie Fragen der Datenhoheit, Transparenz und Sicherheit fließen als Feedback auch an Zoom zurück. Wichtig war den Partnern zum Beispiel, neue Features wie Notes mit Verschlüsselungsmechanismen anzubieten, wirft Reintjes ein.
Sicherheit und Wachstum bei Zoom hoch im Kurs
Auch im Bereich KI setzt Zoom auf umfassenden Datenschutz. Der AI Companion schöpft sein „Wissen“ aus verschiedenen Quellen von Anbietern, die entsprechenden Content verkaufen, aber nicht aus der laufenden Kommunikation der B2B-Kunden oder anderer Unternehmen, versicherten Reintjes und Risse abermals. Beim neuen AI Studio gibt es aber durchaus die Möglichkeit, eigene Daten einzupflegen.
Der neue Fokus auf das indirekte Geschäft und den Mittelstand bietet Reintjes zufolge dabei viel Cross-Selling-Potenzial, das er und sein Team nutzen möchten. Sein Wunsch ist daher, zu 90 Prozent auf das indirekte Geschäft zu schwenken und das direkte Geschäft, mit dem Zoom stark geworden ist, hinter sich zu lassen. Denn nur gemeinsam mit starken Partnern lässt sich das volle Wachstumspotenzial im DACH-Markt erschließen.
Quelle Titelbild: Evernine