20 Dezember 2018

Viel von der in Schleswig-Holstein und ganz Norddeutschland produzierten Windenergie bleibt ungenutzt. Windcloud 4.0 will einen Beitrag leisten, dass sich das ändert und präsentiert sich als erster Betreiber CO2– und klimaneutraler Rechenzentren Deutschlands.

Blickt man von Sylt, der Insel der Schönen und Reichen, bei halbwegs klarem Himmel aufs Festland, bekommt man eine Idee, warum sich „Gegenwind“ regt. Die so genannten Bürgerinitiativen beklagen die zunehmende „Verspargelung“ der Landschaft und haben ein gewichtiges Argument dagegen: Die Windbauern erhalten auch dann EEG-Umlage, wenn gar kein Strom fließt oder abgeführt werden kann.

Windcloud 4.0 zufolge war so allein in Nordfriesland an der Nordseeküste Strom im Wert von mehreren 100 Millionen Euro ungenutzt oder versickert. Das dort gerade erst gegründete Startup-Unternehmen ist angetreten, eigenen Wind- und Solarstrom zu produzieren und zu nutzen, um damit weitgehend CO2– und klimaneutrale Rechenzentren zu betreiben und darüber auch Green Iaas, PaaS, SaaS und maßgeschneiderte Cloud-Lösungen mit Managed Services anzubieten. Die ISO-Zertifizierung 27001 für Informationssicherheitsmanagement wird noch im Dezember 2018 abgeschlossen sein, Anträge für weitere Zertifizierungen wie EN50600 für Trusted Site Infrastructure laufen bereits.

Metrocluster auf dem Weg zu Power-to-X

In Phase 1 entsteht derzeit im Raum nördlich von Husum bis an die dänische Grenze ein Metrocluster von fünf bis acht Groß- und Edge-Rechenzentren auf eigenen oder gepachteten Standorten, die teilweise aus Bundeswehrbeständen aufgekauft sind und über bombensichere Bunker verfügen, die sich hervorragend als Serverräume eignen.

Für höchste Verfügbarkeit werden die Gebäude alle mit Photovoltaikanlagen ausgestattet und sind die redundanten Rechenzentren zusätzlich ans öffentliche Stromnetz angeschlossen, erklärt der für Business Development und Kommunikation zuständige Mitgründer Thomas Reimers.

Das geplante Metro-Cluster in Nordfriesland (Bildquelle: Windcloud 4.0)

Das geplante Metro-Cluster in Nordfriesland. (Bildquelle: Windcloud 4.0)

Ideale Standorte und strategische Investoren

„Wir machen das nicht isoliert, sondern denken in Kreisläufen als voll integriertes Ökosystem“, betont Reimers. Dabei baue Windcloud 4.0 auch auf den Standortvorteil direkt am Daten-Backbone zwischen Skandinavien und dem europäischen Festland – „mit im Übrigen null Prozent Erdbebenwahrscheinlichkeit“. Man erfreue sich auch der Unterstützung von Land und Bund. 

Thomas Reimers - CEO bei Windcloud 4.0 (u.a. Business Development, Vermarktung, Partnerschaften, Public Affairs), Bildquelle: Windcloud 4.0

Thomas Reimers – CEO bei Windcloud 4.0 (u.a. Business Development, Vermarktung, Partnerschaften, Public Affairs), Bildquelle: Windcloud 4.0

Windcloud betreibt mit starken Partnern und strategischen Investoren den Aufbau eines digital-industriellen Ökosystems entlang der Nordseeküste Deutschlands, dem Epizentrum der Windenergie. Herzstück ist ein verteiltes Netzwerk aus Metro-Clustern hochmoderner Groß- und Edge-Rechenzentren mit sehr hoher Leistungsdichte. Diese wandeln hohe Mengen Grünstrom direkt am Entstehungsort in Rechenleistung und Abwärme um. Windcloud ist Bauherr und Betreiber der Standorte und zugleich Anbieter gängiger Cloud- & HostingDienstleistungen.

Windcloud: Wind und Sonne besser nutzen

Deutschland ist mit 38,5 Prozent grünem Strom und 18,8 Prozent aus Windkraft international schon sehr weit, bei vernünftiger Nutzung, etwa durch Umwandlung in Wasserstoff und durch die geplanten Stromtrassen bis in den Süden der Republik, könnte der Anteil noch höher sein. Bei Heide entsteht gerade die größte Wasserstoffanlage Europas, sagt Reimers, der Windcloud 4.0 zusammen mit Karl Rabe und Wilfried Ritter gegründet hat.

Die Vorteile von Windcloud: 

– Kosteneffizienz: Der Strom wird direkt aus dem Windpark bezogen. Dadurch ensteht ein Kostenvorteil, der direkt an Kunden, Partner und potenzielle Kunden weitergegeben. Windcloud verspricht hier klare Preisstrukturen ohne versteckte Kosten.

– Datenschutz: Oberste Priorität. Die Daten werden ausschließlich im Rechenzentrum in Nordfriesland gespeichert. Dabei wird auf Verschlüsselungstechnologien gesetzt, die hoch modern sind.

– Umweltschutz: Das Rechenzentrum wird mit lokal erzeugter und gespeicherte Windenergie versorgt. Dadurch werden die negativen Umweltkonsequenzen vermieden, die Rechenzentren in der Regel verursachen.

Eigene Services, aber auch offen für Partnerschaften

Der genannte GreenTEC Campus hat eine Fläche von 180 ha mit 44 RZ-tauglichen NATO-Bunkern und bietet ein redudantes Backbone mit zwei Terabit sowie 4,4 GW Windkraft, äquivalent zu 26.400 GWh per annum. Das Gelände wurde 2017 von Marten Jensens, einem der drei strategischen Investoren übernommen. Der Standort in Bramstedtlund direkt an der dänischen Grenze ist mit 7 ha wesentlich kleiner, verfügt aber über zehn NATO-Bunker, ein 1Tbit-Backbone und kombinierte 2,4 GW aus Wind-, Sonnen- und Biogasenergie. In Verhandlung sind zwei große Gelände mit 56 und 60 ha.

Windcloud arbeitet auch schon an dem ersten CO2-neutralen Container-Cluster Deutschlands und will damit zum führenden Anbieter von Managed Kybernetes-Services werden. Kybernetes (vom griechischen Wort für Steuermann) oder kurz K8s ist ein ursprünglich von Google entworfenes Open-Source-System zur automatisierten Bereitstellung, Skalierung und Verwaltung von Container-Anwendungen. Was solche Managed Services angeht, verfüge Windcloud 4.0 über die nötigen Experten, sei man aber auch für Partnerschaften mit entsprechend aufgestellten IT-Dienstleistern offen, erklärt Reimers. 

300 MW Rechenpower bis 2030 geplant

Bis 2030 soll in ganz Norddeutschland das Äquivalent zu heutigen 300 Megawatt Rechenleistung entstehen, „um das grüne Cloud-Rückgrat der deutschen und europäischen Industrie 4.0 und Industrial IoT zu werden“, so das Versprechen von Windcloud 4.0. Zum Vergleich: In Schleswig-Holstein stehen derzeit dem Handelsblatt von November 2018 zufolge rund 3.000 Windräder mit einer Gesamtleistung von 6.474 MW, weitere 200 befinden sich im Bau. Thomas Reimers verweist auf Zahlen, wonach in den kommenden zwölf Jahren 20 Prozent der globalen Stromproduktion nur für digitale Infrastruktur verwendet werden.

Wie der Berliner Nachhaltigkeitsforscher Professor Tilman Santorius dem Klimareporter sagte, verbrauche das Internet derzeit rund zehn Prozent des weltweit produzierten Stroms, in Deutschland etwa acht Prozent. Bis 2030 soll sich der Verbrauch, die Produktion der IT-Hardware nicht mitgerechnet, auf dann über 8.000 Terawattstunden mehr als verdreifachen. Das wäre circa ein Drittel der globalen Stromerzeugung von 2016. Haupttreiber sind der wachsende Speicherbedarf und die Verlagerung der Daten in die Cloud. Nach Schätzungen der International Energy Agency (IEA) wird der Strombedarf bis 2040 von 24,765 auf 42,321 Milliarden kWh drastisch zunehmen, etwa 45 Prozent aus erneuerbaren Energien.

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Quelle Titelbild: iStock/AlbertPego