Unter der Regie der Hartl Group aus Hofkirchen in Niederbayern haben sich vier Partner zu der neu entstandenen synaforce GmbH zusammengetan, um mit grünem Strom betriebene, hochwertige Rechenzentrumsleistungen wie Managed Services deutschlandweit anzubieten.
Peter Hartl, Gründer der Hartl Group, einer der führenden Betreiber von nachhaltigen Rechenzentren am Stammsitz Hofkirchen bei Passau, in Wien, Nürnberg und München, wusste schon immer, dass man nur im Team und mit Partnern langfristig bestehen kann. So verlässt sich sein Unternehmen bei Themen, die es nicht aus eigener Kraft bedienen kann oder will, auf „Mitstreiter“, wie er sie nennt.
Mit drei solcher Mitstreiter hat sich sein Unternehmen im Frühjahr 2023 zu der synaforce GmbH zusammengeschlossen, um das eigene Erfolgsmodell nachhaltiger, hochwertiger Datacenter-Services aus 100 Prozent Ökostrom deutschlandweit auszurollen: Denn die ITecon GmbH, zu der auch ITecon Financial Services gehört, verfügt mit ihrem modularen Rechenzentrum in Mainz und einem weiteren in Frankfurt am Main so wie Hartl ebenfalls über ein solarbetriebenes, hochmodernes Datacenter. Das württembergische Systemhaus Abakus IT Service aus Waldburg ist mit Standorten in Dortmund, Soest und Unna in den westlichen Bundesländern einschließlich Nordrhein-Westfalen sehr aktiv, der Hamburger Netzwerkdienstleister Trikom weit über die Stadtgrenze im Norden Deutschlands. Durch die beiden IT-Dienstleister gewinnt synaforce nicht nur geografisch, sondern auch thematisch eine größere Breite. Denn Trikom zum Beispiel bringt unter anderem sehr viel Knowhow in puncto Netzwerksicherheit ein. Abakus wiederum ist bis Wathlingen im Landkreis Celle im östlichen Niedersachsen sehr gut vernetzt und hat sich auch als TK-Dienstleister einen Namen gemacht.
Buy & Build durch Afinum ist mehr Aufbau denn Übernahme
Fünfter im Bunde und derjenige, der den Zusammenschluss erst möglich gemacht hat, ist die Münchener Beteiligungsgesellschaft Afinum Management GmbH. Diese verwaltet Fonds mit Kapitalzusagen in Höhe von 1,8 Milliarden Euro sowie ein Eigenkapital von 1,1 Milliarden Euro.
Wie synaforce CMO Hannes Beierlein bei der Pressekonferenz zur offiziellen Gründung am 14. Juni 2023 sagte, fließt sehr viel davon in Buy & Build genannte Projekte mit dem Schwerpunkt, mittelständische Unternehmen zusammenzuschweißen, gemeinsam aufzubauen und wettbewerbsfähiger zu machen.
Die Verhandlungen mit Afinum als strategischen Finanzpartner hatte Hartl im Mai 2022 abgeschlossen, um die nächste Wachstumsphase einzuleiten. Dabei kam man überein, dass die Afinum Neunte Beteiligungsgesellschaft, beraten von der Afinum Management GmbH, eine Mehrheit an der Hartl Group und weitere IT-Dienstleister übernehmen wird, um das Geschäft mit nachhaltigen Managed Cloud Services überregional aufzustellen und zu skalieren.
Rechtzeitige Nachfolgeregelung
Mit der Beteiligung von Afinum hat sich die Hartl Group in synaforce umbenannt, im April 2023 folgte Abakus, im Juni die Trikom GmbH, die Unternehmen unter anderem beim Aufbau kundeneigener On-Premises-Datacenter unterstützt.
Die ITecon GmbH und ihre Tochtergesellschaft ITecon Financial IT Services werden den Namenswechsel voraussichtlich erst Anfang 2024 vollziehen. Die noch unter den bisherigen Namen bestehenden Webseiten werden ebenfalls sukzessive in synaforce aufgehen, um das 360°-Leistungsspektrum von synaforce in seiner Gesamtheit abzubilden. Die B2B-Kunden und Partner sind bereits vollumfänglich informiert. Sie wissen auch, dass die Firmenleitung von synaforce in Hofkirchen bei Passau liegt und dass Hartl sich diese mit zwei seiner langjährigen Mitarbeiter teilt:
Andreas Braidt ist als COO für das operative Geschäft verantwortlich, Tobias Lehner als CTO für die Technologie- und Anwendungsentwicklung. Braidt ist auch als dedizierter CEO von synaforce vorgesehen, während Hartl, heute 58, sich in die zweite Reihe zurückziehen will. Damit leitet er auch die von dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) empfohlene rechtzeitige Nachfolgereglung ein, die in vielen mittelständischen Unternehmen fehlt.
Nachhaltigkeit ist „KO-Kriterium“ bei Kommunen
Alle fünf Unternehmen (inklusive ITEcon Financial Services) zusammen haben derzeit etwa 100 Beschäftigte und 1.000 Kunden, die meisten davon aus dem deutschen Mittelstand. Wie Hartl auf dem Presse-Event in der Münchener Motor World in Freimann erklärte, will die Gruppe wachsen und weitere Mitglieder aufnehmen. Seine Wunschvorstellung ist es, in vier bis fünf Jahren auf 300 Mitarbeitende zu kommen. Dabei sei die Zahl der Beschäftigten gar nicht so ausschlaggebend, wenn man wie sein Unternehmen mit zuletzt 21 Leuten als Team funktioniert.
Das 2016 eingeweihte, nach ISO 270001 und DIN EN 50600 Cat. III zertifizierte neue Rechenzentrum der Hartl Group oder synaforce, wie sie sich jetzt nennt, ist ganz auf die Versorgung mit Solarstrom ausgelegt und gehört mit neuester Kühltechnik zu den modernsten in ganz Bayern und Süddeutschland. Auf die Frage, ob das bei der wichtigen Zielgruppe staatlicher und kommunaler Einrichtungen zieht, sagte Peter Hartl: „Das ist bei staatlichen oder kommunalen Stellen wie auch bei großen Unternehmen mittlerweile eine KO-Kriterium. Denn Nachhaltigkeit wird immer wichtiger und auch von den Konzernen eingefordert.“
Weiter wollte Cloudmagazin wissen, ob es möglich oder überhaupt sinnvoll ist, ein bestehendes Rechenzentrum nachhaltig umzurüsten. Und die beantwortete Hartl mit einem klaren „Nein“, weil allein die Gebäudestruktur das gar nicht zulasse. Daher stehen ältere Rechenzentren auch meist leer, wenn sie keine andere Bestimmung finden.
Das neue Data Center in Hofkirchen an der Donau kann sich mit einem PUE-Wert (Power Usage Effectiveness) von 1,1, besser als der Wert von Google, in Sachen Nachhaltigkeit und Energieverbrauch umso mehr sehen lassen. Dieser Wert besagt, dass pro Watt Leistung nur jeweils 0,1 Watt zusätzlich für die Kühlung benötigt wird. Der Branchendurchschnitt liegt bei einem PUE-Wert von 1,7, der von Google nach eigenen Angaben bei 1,2.
Die Energie bezieht das Rechenzentrum rein aus regenerativen Quellen. ITecon in Mainz kommt auf ähnlich gute Werte und setzt bei der Energieversorgung auch auf 100 Prozent Ökostrom. Hartl schließt nicht aus, dass sich weitere mit Sonne, Wind und Wasser betriebene Rechenzentren wie das ColocationIX in Rostock synaforce anschließen könnten, um das Versorgungsnetz nachhaltiger DC-Services weiter auszubauen und somit auch deutschlandweit ein mittelständischer Trendsetter zu werden.