Anders als Deutschland setzen viele Länder immer noch auf Kernenergie, so auch die USA. Eine der größten amerikanischen Anlagen soll bald zu 100 Prozent den Strom für ein in Pennsylvania geplantes Rechenzentrum von Amazon Web Services liefern.
Ohne den Käufer zu benennen, hat der amerikanische Kraftwerkbetreiber Talen Energy Anfang März 2024 den Verkauf eines Cumulus genannten „Zero-Carbon Data Center Campus“ im Norden des US-Bundesstaats Pennsylvania an einen großen Cloud-Service-Provider bekanntgegeben. Dabei handelt es sich um eine 960-Megawatt-Anlage, und gekauft hat sie Amazon beziehungsweise Amazon Web Services (AWS) für 650 Millionen Dollar.
Der Hyperscaler plant dort mit voraussichtlicher Fertigstellung bis Ende des Jahres, vier Umspannwerken für 100 Prozent Strom aus dem nahegelegenen Kernkraftwerk Susquehanna (am gleichnamigen Fluss) mit einer Gesamtleistung von 2,5 Gigawatt in Betrieb zu nehmen. AWS verfllgt damit auch das Ziel, CO2 einzusparen. Das Atomkraftwerk selbst, das Wasserdampf in Strom umwandelt, wird weiterhin von Talen Energy betrieben und ist das sechstgrößte in den USA. Noch in diesem Jahr soll es 240 Megawatt, entsprechend einem Umspannwerk, an Strom für das AWS-Rechenzentrum liefern.
Kernenergie als CO2-neutrale Alternative
Wie Talen Energy mitteilte, soll Amazon den Strom zum Fixpreis bekommen. AWS hat sich laut Futurezone vertraglich verpflichtet, zunächst eine Mindestmenge an Strom abzunehmen, die dann in 120-MW-Schritten jährlich steigen soll. Einmalig kann AWS die Abnahmemenge auf 480 MW deckeln und zweimal den Vertrag um weitere zehn Jahre verlängern.
Wie Futurezone berichtete, ist Amazon nicht das einzige Unternehmen, das auf Kernkraft setzt, um weniger CO2 zu produzieren. Microsoft soll zum Beispiel an der Entwicklung eines Mini-Atomkraftwerkes für seine Rechenzentren arbeiten. Nach verschiedenen Reaktorunfällen haben die USA das Engagement für die Errichtung neuer großer Atomkraftwerke stark zurückgefahren. Die Bauvorhaben konzentrieren sich heute mehr auf solche Minikraftwerken, die viele Befürworter als Zukunft der Kernenergie sehen.
Kritiker befürchten aber, dass mit den kleinen AKWs noch weniger Sicherheitsstandards eingehalten werden, von dem weiter bestehenden Problem der Endlagerung und Entsorgung ganz abgesehen. Dabei sollen schnellere und kleinere Reaktoren der Generation IV sauberer arbeiten und weniger hochradioaktiven Müll produzieren. Auch in Deutschland mehren sich dadurch die Stimmen, alternativ zu den alternativen Energie wieder zur Kernkraft zurückzukehren.
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