3 Januar 2025

Viele Unternehmen wissen zwar um die Vorteile, zögern aber noch mit der Cloud-Migration oder holen sogar Applikationen per Roll-back wieder zurück. Eine zusammen mit T-Systems und Lufthansa Industry Solutions entstandene IDG-Studie fasst die größten Hürden zusammen.

Die Beschäftigten sind mit ihrer Smartphone-Affinität vielfach schon weiter als die Unternehmen, wenn es darum geht, die Vorteile der Cloud zu nutzen und die digitale Transformation voranzutreiben. Denn viele der großen wie kleineren Unternehmen halten sich mit der Migration noch zurück.

Die größten Hemmschuhe sind dabei mit 38 und 31 Prozent die Komplexität und die fehlende Unterstützung durch das Top-Management. Das ist das Ergebnis einer „Cloud-Migration 2025“ genannten aktuellen Studie, welche die IDG-Publikationen CIO und Computerwoche zusammen mit T-Systems und Lufthansa Industry Solutions erstellt haben. Sie haben dazu 346 Business- und IT-Verantwortliche auf C-Level-Ebene, IT-Führungskräfte und Fachbereichsvertreter:innen der verschiedensten Branchen befragt.

Wenn die Köpfe nicht mitspielen

Nur 38 Prozent der Befragten haben schon mindestens ein Cloud-Migrationsprojekt angestoßen oder abgeschlossen, ein Viertel plant, dies im neuen Jahr 2025 zu tun. Mehr als ein Fünftel (21 Prozent) will sich damit sogar noch ein bis drei Jahre Zeit lassen.

Die großen Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten sind oft schon weiter. Von ihnen haben 44 Prozent bereits mindestens ein Migrationsprojekt umgesetzt, bei den kleineren Betrieben mit weniger als 500 Mitarbeitenden sind es mit nur 29 Prozent ganze 15 Prozentpunkte weniger.

Als einer der größten Bremsklötze erweist sich die oft fehlende Unterstützung durch das Management, nur übertroffen von der Komplexität des Themas. Letztere betrifft vor allem die IT-Infrastruktur (45 Prozent), den Datenschutz und die Compliance (37 Prozent der Antworten) sowie die Datensicherheit einschließlich Disaster Recovery (32 Prozent).

Oft fehlt es auch an Budgets und Ressourcen für die Cloud-Migration

Dass es oft an der Managementunterstützung hapert, ist bedenklich, weil diese in der Regel einer der größten Erfolgsfaktoren eines jeden Projekts ist. Nicht selten erweisen sich auch knappe IT-Budgets und langwierige Migrationsprozesse mit jeweils rund 27 Prozent aller Fälle als Hürden bei der Cloud-Migration. Eine unpassende oder fehlende Unternehmenskultur ist zu 22 Prozent ein Stolperstein, was auch an das Thema fehlende Managementunterstützung anknüpft.

An sechster Stelle fehlt es zu rund 20 Prozent an den nötigen Ressourcen einschließlich Stellen und Skills in der Belegschaft. Security- und Privacy-Herausforderungen haben 17 und 16 Prozent der Befragten als Gründe für die zögerliche Cloud-Migration genannt. 16 Prozent führten auch die Frage nach dem Nutzen ins Feld, rund 15 Prozent das Thema Änderung oder Anpassung der Geschäftsprozesse.

Dabei sind die, die schon das eine oder andere Migrationsprojekt umgesetzt haben, zu 31 Prozent „sehr zufrieden“ und zu 47 Prozent „zufrieden“ mit dem Ergebnis. Lediglich drei Prozent sind „eher unzufrieden“, „unzufrieden“ oder „gar nicht zufrieden“ mit der Cloud-Migration der einen oder anderen Anwendung.

Was in die Cloud und wieder zurück treibt

Eine mögliche Erklärung für den hohen Zufriedenheitswert ist laut Computerwoche, dass 71 Prozent der Unternehmen die Cloud-Migration strategisch angehen und nicht nach dem Motto „Einfach mal machen“. In 42 Prozent der Fälle ist der Einsatz von Cloud-Technologien sogar fester Bestandteil der gesamten IT-Strategie.

Der größte Antrieb, in die Cloud zu wechseln, sind erwartete Kostenersparnisse. 46 Prozent der Befragten haben sich so geäußert, bei den mittelgroßen Unternehmen sind es sogar 53 Prozent, bei den kleineren Betrieben ist der Aspekt mit 39 Prozent am wenigsten wichtig.

42 Prozent der Unternehmen erhoffen sich von der Cloud mehr IT-Sicherheit, 38 Prozent einen höheren Digitalisierungsgrad. Die Modernisierung der Anwendungslandschaft und die Verbesserung von Compliance und Datenschutz sind mit 31 und 25 Prozent als Ziele eher gleichrangig. Eine flexible Skalierbarkeit der IT-Lösungen ist den Unternehmen mit 22 Prozent noch weniger wichtig.

Lieber Lift-and-Extend als Lift-and-Shift

Weiter förderte die Studie so manches Überraschendes zutage. So präferieren die meisten der Befragten den „Lift-and-Extend Approach“ (49 Prozent) gegenüber 35 Prozent, die „Lift-and-Reshape“ bevorzugen. Den klassischen „Lift-and-Shift-Ansatz“ verfolgen dagegen nur noch 24 Prozent der Unternehmen. Bei diesem konservativen Vorgehen werden die Anwendungen ohne Code-Modifikation oder Modernisierung in die Cloud verlagert, was sich in der Vergangenheit oft als problematisch erwiesen hat.

Die am meisten in die Cloud gehobenen Anwendungen sind CRM-Systeme (45 Prozent), Business Intelligence (BI) beziehungsweise Data Analytics (38 Prozent), Enterprise Resource Planning (ERM, 33 Prozent) und Human Resource Planning (HRP, 29 Prozent). Data Analytics taucht in der Liste mit 25 Prozent nochmal auf. Supply Chain Management (CRM) hat zu 24  Prozent in die Cloud gefunden, Finance and Risk Management zu 23 Prozent. Weiter hinten sind mit 11 und 8 Prozent überraschenderweise Workflow-Management und Collaboration. Office-Tools finden sich mit 20 Prozent der Angaben eher im Mittelfeld.

Vendor-Lock-in scheint Vielen egal zu sein

Was laut Computerwoche und CIO auch erstaunt, ist die Tatsache, dass noch nicht mal die Hälfte der Unternehmen (47 Prozent) eine dedizierte Multi-Cloud-Strategie fahren, um ein mögliches Vendor-Lock-in zu umgehen. Die Gefahr sehen allerdings auch nur 41 Prozent der Befragten.

Trotz der weiter oben genannten hohen Zufriedenheit mit der Migration haben ein Viertel der Befragten Applikationen durch ein Roll-back wieder ins eigene Data Center zurückgeholt, weitere 28 Prozent planen, das im neuen Jahr zu tun, 19 Prozent in absehbarer Zukunft. Mögliche Erklärungen dafür sind nicht wie erwartete Effekte bezüglich der Kosten und IT-Sicherheit oder auch schlechte Erfahrungen mit einem Vendor-Lock-in.

Mehr als sieben von zehn Befragten wollen die Ausgaben für Cloud-Technologien sowie für entsprechende Services und Migrationsprojekte 2025 erhöhen, wobei auch das Thema Nachhaltigkeit mehr in den Fokus rückt. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten (51 Prozent) sagen, dass die Senkung des Energieverbrauchs und CO2-Ausstoßes mittlerweile einen sehr großen bis großen Einfluss auf die Planung und Durchführung von Cloud-Projekten in ihrem Unternehmen hätten. Über ein Drittel (37 Prozent) sagen zudem, dass Nachhaltigkeit diesbezüglich eine „eher große“ Bedeutung habe.