18 Juni 2025

Energie für Rechenzentren ist in der Region reichlich vorhanden – fossil wie regenerativ. Bildquelle: Pexels/Diego Vivanco

Um seinen stark wachsenden Bedarf an Rechenleistung zu stillen, plant OpenAI den Bau eines Mega-Rechenzentrums in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Dass der CEO des lokalen Partners aus China stammt, stößt derweil in den USA auf die Sorge vor einem möglichen Technologietransfer ins Reich der Mitte.

Die teils extrem heiße Wüste bietet vielleicht nicht die besten Voraussetzungen für den Bau von Rechenzentren. Sie hat aber den Vorteil, dass die nötige Energie zur Versorgung derselben dort in fossiler oder künftig auch immer mehr regenerativer Form im Überfluss vorhanden ist.

Letzteres hat 2009 schon den Club of Rome zur Gründung der Desertec Foundation bewegt. Ziel war es, den europäischen Energiebedarf durch riesige Solarkraftwerke in Nordafrika und Nahost zu decken. Das Vorhaben war kurz vor dem Arabischen Frühling so vielversprechend, dass sich sogar die Münchner Rück federführend an die Spitze setzte.

Fünf Gigawatt – soviel wie Millionen Haushalte

Abgesehen davon bieten die Vereinigten Arabischen Emirate riesige Flächen und politisch gesehen günstige Bedingungen für Großprojekte, die vielleicht anderswo eher auf Widerstände stoßen. Und das war für die ChatGPT-Mutter OpenAI sicherlich mit ausschlaggebend, in Abu Dhabi den Bau eines der größten KI-Rechenzentren zu planen, wie t3n die US-Nachrichtenagentur Bloomberg zitiert.

Die gesamte Anlage soll nach Fertigstellung eine Kapazität von fünf Gigawatt haben und sich über 26 Quadratkilometer erstrecken, womit sie größer als das Fürstentum Monaco wäre. Die geplante Kapazität würde mehr als das Vierfache des in Texas entstehenden ersten „Stargate-Zentrums“ betragen, das „nur“ auf eine Leitung von 1,2 Gigawatt kommt. Fünf Gigawatt entspricht laut t3n etwa der Leistung von fünf Kernkraftwerken oder dem Energiebedarf von mehreren Millionen Haushalten.

Ein wichtiger Baustein des Mammutprojekts ist dabei das lokale Technologieunternehmen G42 als Projektpartner.  Der Mehrheitsanteilseigner und Chairman des Technologiepartners ist zwar Sheikh Tahnoon bin Zayed Al Nahyan, der als Bruder des Staatsoberhauptes auch Nationaler Sicherheitsberater des Landes ist. Der eigentliche Leiter des Unternehmens ist als CEO aber der Chinese Peng Xiao.

Sorge vor Technologietransfer nach China beseitigt?

Trotz Rückzug aus China sorgt die Partnerschaft mit Microsoft und OpenAI für Diskussionen über möglichen Technologietransfer. Bildquelle: Pexels/Tara Winstead

Das ist Stein des Anstoßes und der Kritik in den USA, weil dort die Sorge umgeht, dass das Gemeinschaftsvorhaben Vehikel für einen möglichen Technologietransfer nach China sein könnte. Zumal G42 früher Verbindungen zu auf der US-Sanktionsliste stehenden chinesischen Unternehmen wie Huawei und dem Beijing Genomics Institute hatte.

Peng hatte Anfang 2024 allerdings erklärt, dass G42 alle chinesischen Investitionen aufgegeben und auch keine Präsenz mehr im Land habe. Wie Bloomberg und t3n berichten, hat sich kurz darauf Microsoft mit 1,5 Milliarden Dollar an G42 beteiligt. Microsoft-Präsident Brad Smith ist sogar in den Verwaltungsrat des Unternehmens eingetreten. OpenAI hatte 2023 selbst schon eine Partnerschaft mit G42 angekündigt, um den Einsatz von KI im Nahen Osten voranzutreiben. Das hatte damals bereits für Kritik in den USA gesorgt.Das geplante Rechenzentrum in Abu Dhabi setzt derweil nicht nur aufgrund der gewaltigen Größe Maßstäbe, sondern wirft auch geopolitische Fragen auf.

Das fängt damit an, wer die Rechenzentren kontrolliert, auf denen das Wissen der Zukunft basiert. Diese Frage nach der Souveränität beschäftigt derzeit auch die EU angesichts der zunehmenden technologischen Abhängigkeit von China und den USA. Der zunehmenden KI-Überlegenheit der beiden Länder etwas entgegenzusetzen, erfordert aber, über den eigenen Tellerrand zu schauen und wie die Desertec Foundation selbst Bündnisse mit der arabischen Welt zu schließen.

 

Quelle Titelbild: Pexels/panumas nikhomkhai