Wie der Branchenverband Bitkom berichtet, hatte Cyberkriminalität 2023 wieder Hochkonjunktur. Nur 30 Prozent der Befragten haben in dem Jahr keine Erfahrungen damit gemacht. Angeführt waren die Cyberangriffe wieder von Phishing gefolgt von Betrug beim Onlinehandel.
Auf Phishing, das heißt, dem Ausspionieren von Passwörtern und anderen persönlichen Daten, geht ganz an der Spitze ein Großteil der von Bitkom für 2023 erhobenen Bilanz der Cyberangriffe in Deutschland. Gleich dahinter folgen Betrugsfälle im Onlinehandel. Aber auch Beleidigungen oder verbale Angriffen in sozialen Netzwerken nehmen immer mehr zu.
67 Prozent der Web User in Deutschland waren im Vorjahr nach eigenen Aussagen Opfer von Cyberkriminalität, 30 Prozent hatten keine Vorfälle zu verzeichnen, 3 Prozent wollten keine Angaben dazu machen. Das berichtet der Digitalverband Bitkom auf Grundlage einer von ihm in Auftrag gegebenen Umfrage unter 1.018 Internetnutzer:innen ab dem Alter von 16 Jahren.
Phishing weit vor Ransomware
35 Prozent der Befragten berichteten vom Phishing genannten Versuch, an persönliche Informationen wie die von Passwörtern zu gelangen, 30 Prozent von Betrug beim Onlineeinkauf, 26 Prozent von verbalen Angriffen bis schweren Beleidigungen in den sozialen Medien, 20 Prozent von der Infizierung ihres Computers mit Schadsoftware.
Smartphone-Malware und Betrug beim Online-Banking rangieren mit jeweils 13 Prozent im oberen Mittelfeld, Betrug beim Online-Verkauf und Ausspähen von Zugangsdaten zu Online-Diensten mit 8 und 6 Prozent im unteren Mittelfeld, gefolgt von sexueller Belästigung im Internet mit 5 Prozent und dem Versuch, sich als fremde Person unter dem eigenen Namen auszugeben mit 4 Prozent. Ransomware ist sowohl auf dem Computer als auch auf dem Smartphone mit 3 Prozent respektive 1 Prozent offenbar eher rückläufig. Allerdings ist von Privatpersonen dahingehend auch weniger zu holen als von Unternehmen oder Behörden.
„Digitale Technologien sind in unserem Berufs- und Privatleben omnipräsent, und das sind auch die Online-Kriminellen. Dabei machen wir es ihnen leider noch zu oft zu leicht. Mit einigen wenigen Maßnahmen lässt sich der weit überwiegende Teil der Angriffe abwehren, und dabei sind alle Nutzerinnen und Nutzer gefordert“, kommentiert Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst die Ergebnisse. Weiter sagt er: „Dazu gehört zum Beispiel sichere Passwörter oder Passkeys zu wählen, Updates zeitnah einzuspielen und bei ungewöhnlichen Nachrichten von vermeintlichen Familienmitgliedern oder Arbeitskollegen skeptisch zu sein.“
Die von Bitkom errechnete Schadenshöhe beläuft sich im Schnitt auf 262 Euro. 9 Prozent der Befragten meldeten finanzielle Schäden von weniger als 50 Euro, 30 Prozent von 50 bis 150 Euro, 10 Prozent von 150 bis 500 Euro. 5 Prozent Befragten haben sogar finanzielle Einbußen oder Schäden von 500 Euro und mehr erlitten.
Eine Anzeige bei der Polizei bleibt aber in der Regel erfolglos, obwohl nur 3 von 10 (das heißt, 30 Prozent der Befragten) nach einem Vorfall gar nichts unternommen und immerhin 54 Prozent sich Rat in der Familie und Freundeskreis gesucht haben. Eine Anzeige bei der Polizei haben jedoch nur 14 Prozent der Befragten gestellt, weitere 9 Prozent haben sich an eine Behörde wie das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gewendet. Die Erfahrungen mit den Anzeigen bei der Polizei waren meist negativ. 15 Prozent der Betroffenen mussten sich an mehrere Stellen wenden, bevor ihnen geholfen werden konnte. Ganze 46 Prozent sagten, dass sie das nächste Mal auf eine Anzeige verzichten würden.
Die Stärkung der Cybersicherheit und der Kampf gegen Cyberkriminalität sind Teil der Agenda auf der kommenden Munich Cyber Security Conference am 15. und 16. Februar 2024. Schwerpunkt sollen auf der zehnten MCSC Strategien und Managementkonzepte zur Bewältigung der aktuellen Bedrohungslage und die Entwicklung der zukünftigen Cybersicherheitspolitik sein.