Mit der Schwarz-Gruppe als Hauptinvestor und zusätzlichen Mitteln vom Land Baden-Württemberg soll in Heilbronn Europas größter KI-Innovationspark IPAI entstehen. Beim Spatenstich am 21. Oktober war auch Bundeskanzler Friedrich Merz zugegen.
Ausgerechnet im beschaulichen Heilbronn soll mit Geldern aus dem noch beschaulicheren Neckarsulm Europas größter KI-Hub entstehen. In Neckarsulm hat die Schwarz-Gruppe, mit Lidl und Kaufland Europas größter Handelskonzern, ihren Sitz. Und diese versteht sich mit der Schwarz IT KG als einer der großen IT- und TK-Player in Deutschland. Dazu gehören die zusammen mit SAP aufgebaute Cloud-Plattform STACKIT, aber auch Investitionen in KI und Quantencomputing, namentlich in Aleph Alpha und IQM sowie in den Instant-Messenger-Dienst Wire.
Nördlich von Neckarsulm hat die Schwarz-Gruppe 2020 schon angefangen, einen Projekt-Campus zu bauen. Der KI-Innovationspark IPAI in Heilbronn soll als Europas größter KI-Hub auf einer Fläche von 30 Hektar aber alles sprengen und der Stadt mit seinen gerade mal knapp 132.000 Einwohnern 5.000 Arbeitsplätze bescheren.
Merz hält Spaten hoch, Baden-Württemberg stellt Gelder bereit
Kein Wunder, dass bei dem Spatenstich für das KI-Zentrum am 21. Oktober 2025 neben Baden-Württembergs Ministerpräsident auch Bundesforschungsministerin Dorothee Bär und Bundeskanzler Friedrich Merz anwesend waren, wie die Tagesschau berichtet. Insgesamt sollen sich die Schwarz-Gruppe als Hauptinvestor und das Land Baden-Württemberg den Bau des KI-Campus rund drei Milliarden Euro kosten lassen.

Spatenstich in Heilbronn: Mit Bundeskanzler Merz startet der Bau von Europas größtem KI-Innovationspark – ein Meilenstein für die Tech-Zukunft. (Bildquelle: Adobe Stock / JUN LI)
Von Merz kamen mit „eine großartige Wette auf das Potenzial unseres Landes“ bei seiner Stippvisite Vorschusslorbeeren, auch wenn schließlich nicht der Bund, sondern das Land Baden-Württemberg das Vorhaben finanziell unterstützen wird.
Der Bundeskanzler ließ es sich dennoch nicht nehmen zu betonen: „Wir stehen vor der Aufgabe, schnell technologisch souveräner zu werden – in Deutschland und Europa.“ Jetzt gelte es, die Forschungsstätte, die es hier gebe, in Innovationskraft und Wertschöpfung zu übersetzen, zitiert die ARD-Sendung ihn weiter. Geld soll auch von der Dieter-Schwarz-Stiftung kommen.
Insgesamt sind über 80 Partner mit dabei, darunter weitere namhafte Unternehmen wie SAP und die Deutsche Telekom, Porsche, der Landmaschinenhersteller Claas, Stihl, Würth, Vodafone und der Automobil- und Flugzeugzulieferer Recaro.
In den Wettbewerb eintreten braucht Mut
Regional haben sich laut Tagesschau weitere Betriebe dem Mammutprojekt angeschlossen, darunter der IT-Dienstleister Bechtle, der Ventilatorenhersteller Ziehl-Abegg und der Maschinenbauer Schunk. Mit dem VfB Stuttgart ist sogar ein Fußballclub dabei. Moritz Gräter, Geschäftsführer des IPAI, sprach von Mut, „die Zukunft aktiv zu entwickeln“. Der Tageschau zufolge gehört aber auch Mut dazu, das scheinbar aussichtslose Rennen gegen die KI-Riesen aus den USA und China auf sich zu nehmen.
Denn bei den Large Language Models (LLM) hinkten Deutschland und Europa hinter den Branchengrößen wie ChatGPT-Entwickler OpenAI „meilenweit hinterher“. „Mit den großen Sprachmodellen können wir nicht mithalten“, sagte denn auch Wolfgang Eppler, KI-Forscher am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Für ein Wettrüsten mit China und den USA fehle es an den finanziellen Mitteln und der Infrastruktur. Hinzu komme der immens hohe Energiebedarf für das Training der LLM-Modelle.
In Deutschland sei es im Gegensatz zu anderen Ländern „nicht vorstellbar und auch nicht wünschenswert, dass ein Konzern mal auf die Schnelle ein Kernkraftwerk kauft oder ein altes wieder in Betrieb nimmt“, fügt Eppler mit Blick auf die benötigten Energiekapazitäten hinzu. Außerdem brauche es sehr hohe Investitionen, bis ein Unternehmen überhaupt einen Gewinn aus dem eigenen Sprachmodell schöpfen könne.
In der Nische liegt Europas mögliche Kraft
Merz sprach auch von Mut, plant aber noch Größeres. Denn der nächste Schritt soll ein riesiges KI-Rechenzentrum sein, das er im Rahmen der europäischen KI-Initiative nach Deutschland holen will. Katharina Hölzle, die das Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement (IAT) in Stuttgart leitet, weist zudem auf das Problem hin, dass es in Deutschland an Wissenstransfer mangelt, obwohl die Bundesrepublik bei der KI-Forschung hinter den USA und China auf Platz 3 liegt. Leider sei es ihr nicht gelungen, aus der KI-Grundlagenforschung von Jahrzehnten ausreichende Start-ups und einen erfolgreichen Transfer in die Wirtschaft des Landes zu generieren.
In dem Punkt sieht sie das IPAI in Heilbronn aber als möglichen echten Meilenstein: „Ich halte ein solch visionäres Projekt, welches die gesamte Wertschöpfungskette von der frühen Bildung bis zur Innovation abbildet, alle Akteure zusammenbringt, internationale und nationale Strahlkraft entwickelt und mit genügend Geld und vor allem Willen und Risikomut ausgestattet ist, für den einzig möglichen Weg, um KI-Lösungen ‚Made in Europe‘ zu entwickeln.“
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