22 Juli 2025

Wegen des gewaltigen Energiehungers von KI erlebt die Atomkraft in Form von Mini-Atomkraftwerken weltweit ein Revival. Nvidia investiert etwa in ein schon von Bill Gates gegründetes und unterstütztes Startup, Google versucht derweil sogar, dem Traum der Kernfusion näher zu kommen.

Der in Deutschland produzierte Strom kommt zwar im wachsenden Maße aus regenerativen Quellen.  Wind, Sonne und Wasser sind aber „unzuverlässige Gesellen“. Mal erzeugen sie gar keinen oder zu wenig Strom, mal zu viel.

Datacenter und vor allem KI-Rechenzentren brauchen aber in wachsenden Maße verlässliche Energie, weshalb auch in der Bundesrepublik der Ruf nach der Rückkehr zur Atomkraft wieder lauter wird, obwohl selbst die Kraftwerksbetreiber dankend ablehnen.

Mini-Atomkraftwerke sollen sicherer sein

Das Argument der Befürworter ist immer wieder, dass die Atomkraft weit sauberer sei als Kohle- und Gaskraftwerke, womit sie auch einen Beitrag leisten sollen, den weltweiten Klimawandel aufzuhalten. Die Gegner, davon immer noch ein Großteil der deutschen Bevölkerung, verweisen aber auf die Risiken, die extrem hohen Baukosten und auf das nicht geklärte Problem der Endlagerung und Entsorgung.

Mini-AKWs sollen Rechenzentren sicher und zuverlässig mit Strom versorgen. (Bildquelle: Unsplash / Christina wocintechchat)

Dieses würde bei der Kernfusion nicht bestehen, aber die erhoffte Ausbeute von einem Vielfachen der hineingesteckten Energie wird wohl noch bis in der 2030er- oder 2040er-Jahre auf sich warten lassen. Google will die Entwicklung mit Unterstützung eines Startups beschleunigen. Bis es soweit ist, fährt der Suchmaschinenriese bei der Kernenergie zweigleisig und will 2030 für seine Rechenzentren den Strom aus Mini-Atomkraftwerken beziehen.

Mini-Atomkraftwerke mit kurz SMR genannten Reaktoren  sollen weit günstiger und sicherer sein, zumal weit weniger spaltbare Rückstände anfallen. Und diese wecken das Interesse der Hyperscaler und großen Rechenzentrumsbetreiber wie AWS, die ihrerseits in solche SMR-Anlagen investieren.

Nvidia steckt Geld in Gates-Gründung

Das US-Unternehmen Nvidia zum Beispiel hat sich über die Risikokapitaltochter NVentures in das von Bill Gates gegründete und unterstützte Nuklear-Startup TerraPower eingekauft. Das berichtet t3n unter Berufung auf ein Statement des US-Startups.

CEO Chris Levesque erklärt darin, „dass Innovationen in der Nuklearwissenschaft positive, globale Auswirkungen haben können“, und dass es sich auch um „kohlenstofffreie Lösungen“ handelt, die TerraPower anbiete.

Von einem Startup kann bei TerraPower eigentlich keine Rede mehr sein. Denn Bill Gates hatte das Unternehmen mit Sitz in Bellevue, Washington, 2006 bereits aus der Taufe gehoben und 2024 zuletzt rund eine Milliarde Dollar hineingepumpt.

Die neue Investitionsrunde von Nvidia beziehungsweise NVentures, der sich auch HD Hyundai anschloss, hat jetzt noch mal 650 Millionen Dollar eingebracht. Das damit finanzierte Mini-AKW ist umweltfreundlicher, natriumgekühlt und soll eine Leistung von 345 Megawatt erreichen.

Hoffnung auf Kernfusion

Zurück zu Google und seinen Fusionsplänen: Das US-Unternehmen sieht laut Micheal Terrell, der den Bereich Fortgeschrittene Energie leitet, „hoffnungsvoll“ auf die jüngsten Durchbrüche von dem kurz CFS genannten Startup Commonwealth Fusion Systems, einer Ausgründung des MIT unterstützt dieses finanziell.

Die Kernfusion gilt als Hoffnung für saubere Energie ohne Abfälle. (Bildquelle : Unsplash / shubham-dhage)

Die Aussicht, eines Tages eine unermesslich große Energiequelle ohne radioaktive Abfälle erzeugen zu können, treibt die Forschung schon seit den 1960er Jahren an. Bisher hat es aber wie gesagt niemand geschafft, mehr Energie herauszuholen, als nötig ist, die Fusion in Gang zu setzen und vor allem auch stabil zu halten. CFS sieht sich mit einer Demonstrationsanlage namens SPARC in Devens im US-Bundesstaat Massachusetts laut Heise online aber auf einem guten Weg, Anfang des nächsten Jahrzehnts, also schon in den frühen 30er Jahren, das erste kommerzielle Kernfusionskraftwerk der Welt ans Netz zu bringen. In der Anlage sollen Supraleitungsmagnete das für die Kernfusion benötigte Plasma kontrollieren, was Google in einem Blog-Beitrag begeistert, da es „kompaktere und wirtschaftliche tragfähige Designs“ ermögliche.

Google und Gates mischen mit

Das hat wohl auch Google überzeugt. Das Unternehmen ist – neben erneut Bill Gates – 2018 bereits mit Wagniskapital bei CFS eingestiegen. Wie viel diesmal von Google kommt, darüber hüllen sich die Unternehmen in Schweigen. Aber der Suchmaschinen- und Datenriese hat sich in einem geplanten kommerziellen Reaktor in Virginia vertraglich schon zu einer Abnahmemenge von 200 Megawatt Strom verpflichtet. Das wäre etwa die Hälfte der dort anvisierten Kapazität.

Auch Microsoft hat 2023 bereits mit dem Kernfusionsentwickler Helion einen Abnahmevertrag über 50 Megawatt unterzeichnet. Damals hieß es, dass es 2028 so weit sein soll, hier Strom zu erzeugen. Deutsche Fachleute und die Bundesregierung rechnen hingegen erst frühestens Mitte der 2040er Jahre mit einer Kommerzialisierung von Kernfusionskraftwerken.

 

 

Quelle Titelbild: Unsplash /  Joakim Honkasalo